• Nimmt Uber in Berlin u(e)berhand?
    https://www.radioeins.de/programm/sendungen/der_schoene_morgen/kommentar/hajo_schumacher_uber_berlin.html

    Fr 22.3.24 Mit der Uber Arena, der Uber Eats Music Hall und dem Uber Platz in Berlin-Friedrichshain hat es sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, den Besuchern ein noch besseres und einmaliges Eventerlebnis auf allen Ebenen zu bieten. Und ab heute ist Uber offiziell der Namenspartner der Veranstaltungsorte. Die Mercedes-Benz Arena ist damit Geschichte. Nimmt Uber in Berlin damit u(e)berhand?

    https://rbbmediapmdp-a.akamaihd.net/content/40/bd/40bd56fe-d75a-4e6f-b068-065d4a9a9783/8b2e551c-c49b-4474-ac00-4e0efdaaa4c7_daf44733-c4c5-4ffa-889

    Hajo Schumacher ist Chefkolumnist der Funke Mediengruppe.

    Hinweis: Kommentare stellen grundsätzlich eine Meinungsäußerung der Kommentator*innen dar und entsprechen nicht automatisch der Einschätzung der Redaktion.

    #Berlin #Friedrichshain #Uber-Platz #Uber

  • Er fuhr Kunden durch Berlin
    UBERmäßig ausgebeutet! Ein Fahrer packt aus
    https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/ubermaessig-ausgebeutet-ein-fahrer-packt-aus

    22.7.2019 - Ein Berliner kutschierte im Uber-Wagen drei Monate lang Kunden durch die Hauptstadt. Doch dann reichte es ihm ...

    „Ich bin nicht gegen den freien Markt, aber das ist krank“, sagt Ex-Uber-Fahrer Przemyszlaw Woscieszek (45). „Man zerstört Taxis und kann nicht mal davon leben.“

    Der Pole zog im Januar aus der Heimat nach Berlin, als linksliberaler Regisseur hatte er im streng konservativen Polen keine Aufträge mehr bekommen. Den Personenbeförderungs-Schein bekam er nach einem Besuch beim Arzt vom Bürgeramt. „Es gibt kein Training, keine Instruktionen, außer – sei so nah dran wie die Taxis. Uber nimmt jeden mit. P-Schein und Führerschein und los geht’s.“

    Nach jahrelangem Rechtsstreit drängt „Uber X“ seit 2016 auf den Berliner Markt. Hybrid-Autos, meist brandneue Toyota Auris, die über Mietwagenfirmen vermittelt für das Unternehmen fahren. Die Passagiere bestellen den Wagen per App. Auch die Fahrer werden per Smartphone, das an der Frontscheibe hängt, durch die Stadt navigiert.

    Woscieszek glaubt, das finale Ziel des Start-Ups sei, den Markt zu monopolisieren. „Es ist günstiger und schneller, sie fahren die ganze Zeit, haben keine Parkplätze wie Taxis. Um Geld zu machen, sind zwölf Stunden Fahrt Minimum.“ Dadurch, dass man nicht direkt für das Unternehmen fahre, sondern über zwischengeschaltete Partner, könne man keinen Betriebsrat gründen, keine Rechte einfordern. Besonders Menschen wie er, die neu in Deutschland leben, würden ausgebeutet werden.

    Tobias Fröhlich, Pressesprecher von Uber-Deutschland: „Wenn ein Mietwagenunternehmer jemanden einstellt, gilt der gesetzliche Mindestlohn. Wir sind günstiger, weil unsere Autos mehr als 50 Prozent der Zeit auf der Straße mit Kunden unterwegs sind, Taxis nur zu 25 bis 30 Prozent”.

    Von neun Euro bleiben nur 2,40 Euro für den Fahrer

    Wenn er am Wochenende von 18 Uhr abends bis sechs Uhr morgens durchgehend fuhr, habe er in einer guten Nacht gerade mal 80 Euro gehabt, über 1000 Euro in den Monaten Februar, März und April sei er nie gekommen, sagt Woscieszek. Seine Kontoauszüge bestätigen das: „Uber nimmt 30 Prozent, vom Rest nahm meine Firma, die mit Uber kooperiert, 60 Prozent. Zwischen 40 und 60 Prozent nehmen die alle.“ Von neun Euro, die der Gast für eine Fahrt bezahlte, blieben ihm so 2,40 Euro.

    Uber teilt B.Z. mit, man nehme 25 Prozent von Mietwagenfirmen plus Mehrwertsteuer. Der größte Kooperationspartner zahle Stundenlöhne von zwölf bis 15 Euro. Fröhlich: „Die Fahrzeit liegt in der Verantwortung der Unternehmer. Natürlich müssen die rechtlich vorgeschriebenen Pausenzeiten eingehalten werden. Nach 12 Stunden schaltet sich die App ab.“

    Woscieszek erzählt weiter. In einer schlechten Nacht, wenn partout keine Fahrgäste „anbissen“, habe er gerade mal 30 Euro gemacht, manchmal drei Stunden Leerlauf. Hungerlohn, findet er. „Die einzige Möglichkeit für viele Fahrer, über die Runden zu kommen, ist dann, die App auszumachen und ,schwarz‘ zu fahren. Besonders nachts mit Prostituierten, die zu Freiern wollen. Wenn du nicht betrügst, überlebst Du nicht.“

    „Um zu überleben, muss man die Regeln brechen“

    In seinem einseitigen „Vertrag“ verpflichtete Woscieszek sich, nach jeder Kunden-Fahrt zur Firmenzentrale („Return to Garage“) zurückzukehren. Das sind die gesetzlichen Bestimmungen für Uber in Berlin. Nur: Laut dem Ex-Fahrer hält sich daran so gut wie niemand.

    „Um zu überleben, muss man die Regeln brechen, ansonsten müsste man 15 Stunden fahren. Und das lange fahren ist gefährlich, man fährt keine Steine, sondern Menschen.“ Berliner Taxifahrer ächzen unter der günstigeren Konkurrenz. Bülent (39), seit 18 Jahren am Flughafen Tegel: „Seitdem die fahren dürfen, haben wir 40 Prozent weniger Einnahmen. Besonders Gäste aus dem Ausland haben die Uber-App auf dem Handy und nutzen die.“

    Wie viele Uber-Wagen es in Berlin gibt, verrät das Unternehmen nicht. Der Taxi-Markt ist eh schon hart umkämpft. Gerade erst hat die Verkehrsverwaltung angekündigt, die Taxipreise anzuheben (von 1,50 Euro auf 1,65 Euro pro Kilometer). Uber ist in jedem Fall billiger.

    Der polnische Regisseur Woscieszek fährt mittlerweile keine Menschen mehr, sondern Pakete aus. Er hat seine Erfahrungen in einem Theaterstück verarbeitet. Ein Mann namens „P“ sagt da über „Über“, wie hier die Firma genannt wird: „Über ist das Endziel, auf das der Kapitalismus hinausläuft. Zero-Hour-Verträge in England, Minijobs in Deutschland, Drecksverträge in Polen. Der Kapitalismus verschlingt langsam die Demokratie, und wenn das Mahl vorbei ist, rülpst er den Faschismus hervor. In Berlin lebend, habe ich einen Platz in der ersten Reihe, um das zu beobachten. Tagsüber fuhr ich fröhliche Hipster, nachts traurige Gestalten aus Berliner Bordellen.“

    Pressesprecher Fröhlich wehrt sich gegen den Vorwurf der Ausbeutung: „Zu sagen, dass Mietwagen-Unternehmer ihre Mitarbeiter schlechter behandeln, ist ein Mythos, der gerne von interessierten Kreisen verbreitet wird. Nach unseren Erhebungen ist die Zufriedenheit der Fahrer sehr hoch.“

    #Berlin #Uber #Ausbeutung

  • Kooperation mit Mietwagen- und Taxifirmen
    Konkurrenz für Uber – Bolt startet mit Fahrdienst-Vermittlung in Berlin
    https://www.bz-berlin.de/archiv-artikel/konkurrenz-fuer-uber-bolt-startet-mit-fahrdienst-vermittlung-in-berlin

    9.6.2021 - Uber bekommt einen weiteren Konkurrenten in Deutschland. Der Mobilitätsdienst Bolt baut sein Angebot aus und bietet neben E-Scootern auch Fahrdienst-Vermittlung in Berlin an.

    Das Angebot über die App sei im gesamten Stadtgebiet verfügbar, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Genauso wie Uber arbeitet Bolt dabei mit lizenzierten Mietwagen- und Taxifirmen zusammen, deren Fahrer einen Personenbeförderungsschein haben. Seine Elektro-Tretroller hatte Bolt im Mai in 15 deutsche Städte gebracht.

    Uber liegt in Deutschland im Clinch mit der Taxi-Branche, die der US-Firma unfairen Wettbewerb vorwirft.

    Aktuell gibt es unter anderem Streit darüber, ob das aktuelle Vermittlungsmodell von Uber einer Entscheidung des Frankfurter Landgerichts entspricht, die jüngst vom Oberlandesgericht bestätigt wurde.

    #Berlin #Taxi #Uber

  • Neue Uber-Arena in Berlin: Tschüss, Mercedes-Benz Arena!
    https://www.bz-berlin.de/berlin/friedrichshain-kreuzberg/neue-uber-arena-in-berlin-tschuess-mercedes-benz


    Der neue Schriftzug am Freitagmittag Foto: Sven Meissner

    22.3.2024 von Johannes Malinowski - Die Mercedes-Benz Arena in Friedrichshain ist seit Freitagvormittag Geschichte!

    Am frühen Morgen rückte ein Kran an, um den großen Schriftzug des Stuttgarter Autobauers an der Fassade zu demontieren. Gegen 8.30 Uhr war die Arena dann namenlos. Am Vorabend hatte Rapper Bushido das letzte ausverkaufte Konzert in der Merceds-Benz Arena gegeben.


    Mit einem Kran wurde der Mercedes-Benz-Schriftzug am Freitagmorgen entfernt
    Mit einem Kran wurde der Mercedes-Benz-Schriftzug am Freitagmorgen entfernt Foto: Stefanie Herbst

    Ab sofort ist der Fahrdienstleister Uber Namenspate der größten Konzerthalle der Hauptstadt. Eigentümer Anschutz hatte im Januar eine langfristige Partnerschaft bekannt gegeben. Die benachbarte Verti Music Hall heißt seit Freitag Uber Eats Music Hall. Und auch der Bereich zwischen den Hallen wird von Mercedes-Platz in Uber-Platz umbenannt.


    Auch der Schriftzug an der ehemaligen Verti Music Hall wurde entfernt. Sie heißt seit Freitag Uber Eats Music Hall
    Auch der Schriftzug an der ehemaligen Verti Music Hall wurde entfernt. Sie heißt seit Freitag Uber Eats Music Hall Foto: Stefanie Herbst

    Am Freitagabend weihen die Eisbären dann die alte Halle unter neuem Namen Uber Arena mit dem Spiel gegen die Adler Mannheim ein.

    Zur Eröffnung 2006 hieß die Halle o2-, seit 2015 Mercedes-Benz Arena.

    Berlins Taxifahrer kritisieren das Geschäftsmodell von Uber und anderen Fahrdienstleistern. Am Freitagabend planen sie einen Protest mit 50 Fahrzeugen vor der umbenannten Konzerthalle.

    #Berlin #Friedrichshain.#Mercedes-Platz #Taxi #Uber

  • Protest-Performance im Knast-Look: Taxifahrer demonstrieren in Berlin-Friedrichshain gegen die Uber-Konkurrenz
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/protest-performance-im-knast-look-taxifahrer-demonstrieren-in-berlin-fr


    Taxifahrer wurden am Freitagabend zu Schauspielern: Sie protestierten gegen die Umbenennung des Mercedes-Platzes und der beiden Veranstaltungsorte in Berlin-Friedrichshain.

    22.3.2024 von Alexander Conrad

    Die wohl skurrilste Demonstration der vergangenen Woche bot am Freitagabend das Berliner Taxigewerbe anlässlich der an diesem Tag vollzogenen Umbenennung der Friedrichshainer Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena. In Kostümen führten dabei Taxifahrer eine kurze Theaterperformance auf, die Message war klar: „Uber raus!“

    So tönte es immer wieder per Lautsprecher aus dem ersten Wagen einer Reihe von etwa 20 Taxis, die in der Mühlenstraße aufgefahren waren. Ursprünglich waren 50 Fahrzeuge auf dem Mercedes-Platz angekündigt worden, der an diesem Tag ebenfalls in Uber-Platz umbenannt wurde. Auch heißt die Verti-Music-Hall jetzt Uber-Eats-Music-Hall. Die Umbenennungen hatte eine Woche zuvor der Eigentümer der Arena, die Anschutz Entertainment Group, zusammen mit Uber angekündigt.

    Trotz Regenschauern war der Platz vor der Arena gut gefüllt. Johlende Jugendliche, die in der Schlange auf ein Konzert eines Rappers warteten, und Fans der Berliner Eisbären, die am Abend in der Arena spielten, bekamen jedoch wenig von dem Trubel mit, der sich einige Meter weiter an der Straße abspielte.

    Klaus Meier, der federführende Mann hinter der Performance, setzte seine Ziele für den Abend hoch: „Ich will die Welt vor der Uber-nisierung retten.“ Nachdem einige Powerpoint-Slides, die mit dramatischen Übergangseffekten über eine im Wind wehende Leinwand geflimmert waren, garniert mit Sprüchen wie „Wer muss sich da nicht Uber-geben“ oder durchgestrichenen Logos von Weltkonzernen, kam es zum Höhepunkt der Veranstaltung.

    Als Sträflinge verkleidete Taxifahrer zogen an einem Tau ein mit Uber-Eats-Tüten zugekleistertes Fahrzeug über den Bürgersteig, aus der Menge kam eine ältere Frau zu rockiger Musik in einem kurzen schwarzen Lederoutfit mit Batmansymbol, schmiss einen Hammer auf den Boden und machte sich daran, das Fahrzeug von dem grünen Verpackungsmaterial zu befreien. Gestalten in Regenbogenanzügen oder mit Fellkostümen samt Mäuseohren kamen ihr zu Hilfe.

    Die bunten Klamotten sollten wohl für Vielfalt stehen, die Schriftzüge „Taxi Lobby“,„IHK“ oder „LABO“, die improvisiert mit Tape auf den Rücken geklebt wurden, für die Verbände, die das Taxigewerbe unterstützen – so deutete es ein beteiligter Mitarbeiter des Unternehmens Taxi Berlin.

    Als der letzte Uber-Schriftzug entfernt worden war, kam darunter ein Taxi zum Vorschein. Auf dem Fahrersitz hatte wohl seit Stunden ein Mann in Handschellen ausharren müssen, der nun unter Beifall von der als Heldin agierenden Frau befreit wurde und mit dem Taxi davonfuhr. „Taxi ist Kultur“ zierte die Seite des in die Freiheit fahrenden Vehikels.

    Das sah auch der SPD-Abgeordnete Tino Schopf so, der vor Ort seine Solidarität mit dem Berliner Taxigewerbe ausdrücken wollte. „Wenn’s nach mir ginge, hätte ich den Platz nach Marlene Dietrich benannt“, sagte er. „Das ist ein Platz mit zwei großen kulturellen Veranstaltungsorten, der nun nach einem Konzern benannt wurde.“ Dessen Geschäftsmodell beruhe auf Sozialdumping, das sei eine Schande. „Wir müssen die Berliner Kultur beschützen.“ Ob das gebotene Taxi-Theaterstück auch unter seinen Kulturbegriff fällt, blieb offen.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxi #Theater #Kultur

  • Adé, Mercedes-Benz: Berlin hat jetzt eine Uber Arena
    https://www.morgenpost.de/bezirke/friedrichshain-kreuzberg/article241950290/Ade-Mercedes-Benz-Berlin-hat-jetzt-eine-Uber-Arena.html
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    Der neue Schriftzug ist angebracht: Seit Freitag gibt es in Berlin die Uber Arena.

    22.3.2024 von Patrick Goldstein, Jessica Hanack - Berlin. Die Mercedes-Benz Arena in Berlin ist Geschichte. Am Freitag wurden neue Schilder montiert. Taxifahrer protestieren gegen neuen Namen.

    Nach rund achteinhalb Jahren ist die Zeit der Mercedes-Benz Arena in Berlin zu Ende gegangen. Seit Freitag heißt die größte Veranstaltungshalle der Hauptstadt offiziell Uber Arena. Das Heimspiel der Eisbären Berlin gegen die Adler Mannheim war das erste Event, das in der Halle mit neuem Namen stattfand. Dass der amerikanische Fahrtenvermittler die Namensrechte erworben hat, hatte Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler im Januar in der Berliner Morgenpost bekanntgegeben. Umbenannt wurden in dem Zusammenhang auch die bisherige Verti Music Hall in Uber Eats Music Hall sowie der Mercedes-Benz Platz in Uber Platz. Uber Eats ist der Essenslieferdienst des Unternehmens.

    Die Umbauarbeiten hatten bereits in den vergangenen Tagen begonnen, der neue Uber-Schriftzug wurde am Freitag an der Veranstaltungshalle montiert. Knapp 34 Meter breit, fünf Meter hoch und 5,7 Tonnen schwer ist dieser dem Unternehmen zufolge. Auch der gesamte Internetauftritt der Arena samt Adresse der Website ist bereits an den neuen Namensgeber angepasst. Am Freitagnachmittag war die Stimmung auf dem Platz geprägt von Baulärm. Zwei Kräne und ein Mann in einer Hubarbeitsbühne waren für die Installationsarbeiten am neuen Schriftzug im Einsatz. Neben dem Eingangsbereich war indes ein Handwerker lautstärk und Funken sprühend mit der Flexsäge am Werk. Es galt, einen passenden Rahmen für einen Geldautomaten zu schneiden – der noch vor der Veranstaltung am Abend fertig werden sollte.

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    Die Buchstaben für den neuen Namen „Uber Arena“ wurden am Freitag zur Veranstaltungshalle gebracht und montiert. © Uber

    Passantin in Berlin: „Mercedes-Benz Arena gefiel mir besser“

    Die 30-jährige Lisa eilte am Freitag mit einer englischsprachigen Begleiterin vorbei, auf dem Weg zurück zum Arbeitsplatz in einer der Zalando-Niederlassungen in der Nähe des Uber Platz. Kurz blieb sie stehen, um ein Bild vom neuen Schriftzug zu machen. Was sie mit der Halle verbindet? „Hier habe ich die Backstreet Boys, Shirin David und Kendrik Lamar gesehen“, so die Frau aus Tiergarten. Sie hängt dem alten Namen des Veranstaltungsorts nach. „Dieser Uber-Schriftzug ist irgendwie hässlich“, findet sie. „Mercedes-Benz Arena gefiel mir besser.“

    Die bisherige Verti Music Hall trägt bislang noch keinen neuen Schriftzug. Dafür ist aber die alte Bezeichnung noch auf einem Betonpfahl installiert. Drei Dutzend Fans standen am Freitagnachmittag vor dem Eingang, um die ersten zu sein, die ins abendliche Konzert des kasachischen Rappers Scriptonit kommen. An den Türen hinter stand da bereits der neue Name des Veranstaltungsorts: Uber Eats Music Hall.

    Uber kündigte auch ein neues Mobilitätskonzept für die Arena an

    Uber-Deutschland-Chef Christoph Weigler hatte zur Motivation, weshalb die Namensrechte erworben wurden, gesagt, dass man in der Hauptstadt weiter wachsen und bekannter werden wolle. Gleichzeitig soll auch ein neues Mobilitätskonzept entwickelt werden, um den Verkehr rund um die Arena besser zu lenken. Am Freitag sagte Weigler: „Wir sind überzeugt, dass wir mit unseren Services das Eventerlebnis in der Hauptstadt über viele Jahre bereichern werden.“

    Dass die Arena einen neuen Namen bekommt, hat seit dem Bekanntwerden der „langfristigen Partnerschaft“ zwischen Uber und der Anschutz Entertainment Group (AEG) als Eigentümerin der Veranstaltungshalle für Kritik gesorgt. Aus dem Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg gab es schnell ablehnende Äußerungen. Der verkehrspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion, Tino Schopf, hat diese anlässlich der erfolgten Umbenennung erneuert.

    Er verweist auf „Lohndumping, Sozial- und Steuerbetrug im Mietwagengewerbe“ und dass sich das Geschäft für Mietwagenunternehmen auf der Vermittlungsplattform kaum wirtschaftlich betreiben lasse. Fahrerinnen und Fahrer seien so, trotz Vollzeit-Arbeit, auf staatliche Leistungen angewiesen. „Dass sich nun sowohl die Arena als auch die Music Hall, also zwei große Event-Aushängeschilder der Stadt, ausgerechnet mit dem Namen eines solchen Unternehmens schmücken, sollte sowohl beim Eigentümer der Locations als auch bei den Berlinerinnen und Berlinern kein Grund zur Freude sein“, so Schopf.

    Taxifahrer protestieren in Häftlingskleidung gegen „Uberisierung Berlins“

    Am Freitagabend haben auch Berliner Taxifahrer gegen die Umbenennung der Halle protestiert. Für Taxifahrer ist die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena ein Affront gegen ihre Branche. Kriminelle Machenschaften und Lohndumping sind die Hauptvorwürfe, die sie dem Fahrtenvermittler Uber machen. Ihren Frust demonstrierten sie am Freitagabend mit einer Art Theater-Performance. In Häftlingskleidung und mit Eisenkugel am Fußgelenk zogen Protestierende ein Taxi-Auto über den Gehweg an der Mühlenstraße vor der Konzerthalle. Das Fahrzeug war über und über mit Müllsäcken bedeckt und wurde erst von den Demonstranten mit theatralischen Gesten davon befreit. „Taxi ist Kultur“ war auf den Autotüren zu lesen.
    Berliner Taxifahrer protestierten in Häftlingskleidung vor der Uber-Arena.

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    Berliner Taxifahrer protestierten in Häftlingskleidung vor der Uber-Arena. © Julia Lehmann

    „Wir finden es unzulässig, dass sich ein Konzern mit organisierter Kriminalität derart im öffentlichen Raum verankern darf“, sagte Taxifahrer und Sprecher für die Aktion Klaus Meier. „Und dabei wollen wir uns aber gleichzeitig blendend amüsieren.“ Unterstützt wurde er von etwa 40 Teilnehmern aus der Taxi-Branche. Die Demonstration war angemeldet und wurde von der Polizei begleitet.
    Klaus Meier erläuterte vor Ort, dass die günstigen Preise, die Uber für seine Fahrten anbiete, nur auf illegalem Wege möglich seien. „Die Fahrer verdienen schwarz dazu und Uber schafft dafür die Voraussetzungen“, so Meier. So sei es auch möglich, dass viele weiterhin Sozialleistungen bekämen.

    Unterstützung kam vom Taxi- und Mietwagenverband Deutschland (TMV). „Die Uberisierung Berlins muss gestoppt werden. Es ist höchste Zeit, dass der Senat dem regellosen Treiben von Uber und Co. in der Hauptstadt Einhalt gebietet und ein Mindestbeförderungsentgelt beschließt“, erklärte Thomas Kroker, Präsident des TMV in einer Mitteilung.

    Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) kündigte vor einigen Wochen an, dass solche Mindestpreise für den Mietwagen-Verkehr geprüft werden. Gemeint sind damit also Fahrten, die etwa über Uber vermittelt werden. Das Festlegen von Mindestpreisen wurde durch eine Novelle des Personenbeförderungsgesetzes möglich, Berlin hat – wie die meisten Kommunen in Deutschland – bislang aber keinen Gebrauch davon gemacht.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Uber #Taxi #Theater #Kultur

  • Taxi ist Kultur
    https://www.taxikultur.de

    Mit dem Start der Website Taxikultur nehmen die Berliner Taxifahrerinnen und Taxifahrer den Fehdehandschuh auf, der von Uber in den Ring, oder besser, auf den Mercedes-Platz geworfen wurde. Wer wird siegen? Im Kulturkampf hat das Taxi enorme Vorteile gegenüber seinem primitiven, gierigen Kontrahenten, egal was dessen Marketingabteilung faselt.

    #Deutschland #Taxi #Uber

  • Aus Mercedes-Benz-Arena wird Uber-Arena: Berliner Taxigewerbe will gegen Umbenennung protestieren
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/aus-mercedes-benz-arena-wird-uber-arena-berliner-taxigewerbe-will-gegen

    19.3.2024 von Alexander Conrad - Das Berliner Taxigewerbe demonstriert am Freitag gegen die Umbenennung der Mercedes-Benz-Arena in Uber-Arena. Das teilte Taxi Berlin mit. „Uber steht aus unserer Sicht leider für fehlende Mindestlöhne und Sozialdumping. Und gerade erst hat sich herausgestellt, dass Uber, Bolt und Co auch über 1000 illegal operierende Mietwagen vermitteln. Dagegen richtet sich unser Protest“, erklärte Taxi-Berlin-Geschäftsführer Hermann Waldner.

    Die Teilnahme von 50 Taxis ist für die Protestaktion genehmigt. Zwischen 17 Uhr und 21.30 Uhr findet die Veranstaltung auf dem Mercedes-Platz in Friedrichshain statt. Um 19 Uhr soll es eine Performance geben.

    Am vergangenen Freitag hatte die Anschutz Entertainment Group, der Eigentümer der Arena, gemeinsam mit Uber die geplante Umbenennung informiert, die ebenfalls am Freitag durchgeführt werden soll. Auch die Verti-Music-Hall wird in diesem Zuge in Uber-Eats-Music-Hall umbenannt sowie der angrenzende Mercedes-Platz in Uber-Platz.

    In der Veranstaltungshalle, die je nach Veranstaltung bis zu 17.000 Besuchern Platz bietet, finden regelmäßig Konzerte weltberühmter Musiker statt. Zudem spielen die Eisbären Berlin in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und die Basketballer von Alba Berlin dort ihre Heimpartien. Im Januar fanden in der Mercedes-Benz Arena auch Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der Handball-Europameisterschaft statt.

    2008 wurde die Halle unter dem Namen O2 Arena eröffnet. Seit 2015 heißt sie Mercedes-Benz Arena.

    #Berlin #Friedrichshain #Mühlenstraße #Mildred-Harnack-Straße #Hedwig-Wachenheim-Straße #Mercedes-Platz

    #Uber #Taxi #Theater #Schwarzarbeit #Kriminalität

  • Uber und Bolt einigen sich mit Berliner Aufsichtsbehörde: Datenabgleich könnte das Ende der Schattenwirtschaft einläuten
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/uber-und-bolt-einigen-sich-mit-berliner-aufsichtsbehorde-datenabgleich-

    14.3.2024 von Benedikt Schmidt - Nach langem Hin und Her und angeblichen Datenschutzbedenken wollen die großen Mobilitäts-Anbieter ihre Bestandsdaten mit der Aufsichtsbehörde teilen. Medienberichte deckten zuvor ein großes Betrugssystem auf.

    Die Plattformen Uber, Bolt und Freenow werden der Berliner Aufsichtsbehörde, dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo), Einsicht in ihre Bestandsdaten gewähren. Darauf haben sich Vertreter der Unternehmen am Donnerstag mit der Labo-Direktorin Kirsten Dreher geeinigt. Medienberichte hatten zuvor aufgedeckt, dass in der Hauptstadt bis zu 2000 Fahrzeuge ohne Lizenz auf Mobilitäts-Apps buchbar sind.

    Ein Sprecher der Senatsverkehrssenatsverwaltung bestätigte die Einigung auf Anfrage. Vor allem Uber und Bolt hatten zuvor Datenschutzbedenken geäußert. Im Februar begannen sie schließlich, neue Daten an die Aufsichtsbehörde zu schicken. Die jetzt gefundene Einigung bezieht sich auf ihren gesamten Datensatz. Stichtag für den Abgleich soll nach Informationen des Tagesspiegels der 1. April sein.

    2000

    Fahrzeuge ohne Lizenz waren zuletzt auf den bekannten Mobilitäts-Apps in Berlin buchbar.

    Ziel des Vorgangs ist es, Firmen herauszufiltern, die nicht beim Labo gelistet sind oder gar nicht existieren und den Plattformen mutmaßlich gefälschte Dokumente vorgelegt haben.

    Wer bei Uber und Co. legal Fahrten anbieten möchte, muss in Deutschland ein Mietwagengeschäft betreiben und seine Fahrzeugflotte bei einer Aufsichtsbehörde anmelden. In Berlin ist das Labo zuständig. Nach Prüfung des Unternehmens erteilt die Behörde sogenannte Konzessionen, die erlauben, mit den Mietwagen gewerblich Personen zu befördern. Die Fahrer sind bei diesen Firmen angestellt und benötigen einen Personenbeförderungsschein.
    Kritik an der passiven Rolle der Plattformen

    Uber, Bolt und Freenow erklären immer wieder, nur Fahrdienstvermittler zu sein. Die Plattformen verdienen mit einer Provision an jeder vermittelten Fahrt. Ihre Algorithmen berechnen den Fahrpreis, der im Gegensatz zum tarifgebundenen Taxigewerbe flexibel ist und auf dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage beruht.

    Kritiker monieren, dass sich die Plattformen auf ihrer Rolle als Vermittler ausruhten und dass ihre Billigpreise auf Steuer- und Sozialbetrug basierten.

    Wir haben in konstruktiver und einvernehmlicher Atmosphäre eine Lösung gefunden, die nachhaltig tragfähig ist.
    Thomas Mohnke, Generalunternehmer für Uber

    Thomas Mohnke ist der Generalunternehmer für Uber – eine Art Subunternehmer, der alle Fahrten, die bei Uber eingehen, an Hunderte Mietwagenfirmen allein in Berlin weiterleitet. Nach dem Treffen mit Labo-Direktorin Dreher sagte er dem Tagesspiegel, spätestens Mitte April werde es keine illegalen Fahrzeuge mehr auf den Plattformen geben. „Wir haben in konstruktiver und einvernehmlicher Atmosphäre eine Lösung gefunden, die nachhaltig tragfähig ist.“

    Uber und die Konkurrenzplattformen würden bis dahin jedes Unternehmen gesperrt haben, das nicht über alle notwendigen Genehmigungen verfüge. Laut Mohnke betrifft die Einigung auch Firmen, die ihre Fahrzeuge in brandenburgischen Anrainergemeinden konzessioniert haben. Dort sind andere Aufsichtsbehörden als das Labo zuständig.

    Offiziell sind in Berlin rund 4400 Mietwagen und 5600 Taxis zugelassen. Hinzu kommen nach Schätzungen von Branchenkennern zwischen 1000 und 2000 illegale Fahrzeuge sowie etwa 2000 Autos mit einer Brandenburger Konzession. Vorgeschrieben ist, dass ein Mietwagen nach jeder Fahrt an den Betriebssitz zurückkehrt. Doch kaum ein Fahrer in Berlin soll sich daran halten – schon gar nicht, wenn der Betriebssitz in Neuruppin liegt.

    #Berlin #Uber #LABO

  • Elektronikgeräte in 90 Minuten : Uber liefert ab April Produkte von MediaMarktSaturn in Berlin aus
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/elektronikgerate-in-90-minuten-uber-liefert-ab-april-produkte-von-media

    19.2.2024 von Christoph Kluge - Die Geräte können über den Onlineshop des Händlers bestellt werden. Einige Produkte sind von dem Angebot jedoch ausgenommen.

    Der Elektronikhändler MediaMarktSaturn liefert ab Anfang April Einkäufe innerhalb von 90 Minuten. Hinter dem Service steht eine Partnerschaft mit Uber Direct, dem Logistikdienstleister des Plattformanbieters Uber. Die Lieferungen werden im Markt abgeholt und an die Kunden zugestellt. „In Berlin sind zum Start im Frühjahr alle Media Märkte und Saturn-Märkte an die Sofort-Lieferung angebunden“, teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit.

    Sperrige Artikel wie Waschmaschinen oder große LED-Bildschirme bringen die Kuriere jedoch nicht.

    Der Expresslieferdienst ist auf Produkte bis 23 Kilogramm Gesamtgewicht oder mit den Maximalmaßen von 100 mal 60 mal 60 Zentimeter beschränkt und kostet die Kunden 4,99 Euro. Die neue Lieferoption ist direkt in den Online-Shop von MediaMarktSaturn integriert.
    Pilotprojekt mit Lieferando läuft weiter

    Die Sofortlieferung wird außerdem in Hamburg, Frankfurt am Main, München, Köln und Düsseldorf angeboten. Bis Ende des Jahres sollen dem Unternehm zufolge alle Märkte angeschlossen sein.

    Bereits im Herbst war MediaMarktSaturn eine Kooperation mit dem Bringdienst Lieferando eingegangen. Dabei handle es sich um ein Pilotprojekt, mit dem der „Absatz von Artikeln über einen neuen Sales-Kanal, den Marktplatz von Lieferando“ getestet werde, erläutert die Sprecherin. Im Gegensatz dazu übernehme Uber Direct lediglich die Lieferung, während die Kundenbetreuung weiterhin durch Beschäftigte von MediaMarktSaturn erfolge.

    #Berlin #Uber #Einzelhandel

  • Ohne Genehmigung für Uber & Co unterwegs: Berliner Senat verschärft Kontrollen gegen illegale Mietwagenfirmen
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/ohne-genehmigung-fur-uber-co-unterwegs-berliner-senat-verscharft-kontro

    14.8.2024 von Thomas Loy - Viele Verleiher arbeiten ohne Konzession für Fahrdienst-Vermittler wie Bolt oder Uber. Künftig soll jedes Fahrzeug vor Aufnahme in die Portale überprüft werden.

    4400 Mietwagen sind nach Angaben des Senats in Berlin offiziell gemeldet, doch im Auftrag von Uber & Co sind offenbar auch viele andere Autoanbieter unterwegs, die nicht gemeldet sind. Gegen diese illegalen Firmen will der Senat jetzt konsequenter vorgehen.

    Das Landesamt für Ordnungsangelegenheiten (Labo) hat mit den Fahrdienst-Vermittlern von Uber, Bolt und FreeNow vereinbart, dass jedes Fahrzeug vor der Aufnahme in die jeweiligen Vermittlungsportale vom Labo überprüft wird.

    Wie der Senat weiter mitteilt, habe das Labo im Austausch mit den Fahrdienst-Plattformen bereits in der Vergangenheit „eine Vielzahl solch illegal operierender Mietwagen-Unternehmen“ aufgespürt und hohe Bußgelder verhängt, im Einzelfall bis zu einer halben Million Euro. Ob diese Strafen auch gezahlt wurden, ist unklar. Hinweise erhielt das Labo bisher vor allem von der Polizei, die regelmäßig Mietwagen kontrolliert.

    „Oftmals haben diese Unternehmen bei den Vermittlungsdiensten gefälschte Unterlagen vorgelegt, ohne dass dies im Registrierungsprozess entdeckt wurde“, erklärt der Senat. „Damit verschaffen sich diese Unternehmen einen unzulässigen Vorteil zulasten der ordnungsgemäß angemeldeten und genehmigten Mietwagen- und Taxi-Unternehmen.“

    #Berlin #Uber #LABO

  • Lagebericht über Organisierte Kriminalität: Diese Banden dominieren in Berlin
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/diese-banden-dominieren-in-berlin-5348665.html

    11.12.2019 von Hannes Heine, Alexander Fröhlich, Helena Piontek - Auch wenn viel über arabische Clans gesprochen wird: Die meisten Täter der Organisierten Kriminalität sind aus Osteuropa. Das zeigt das erste Berliner Lagebild.

    Ermittler, Fachpolitiker und Journalisten haben darauf lange gewartet – an diesem Mittwoch stellt Innensenator Andreas Geisel (SPD) erstmals ein umfassendes Lagebild zur Organisierten Kriminalität (OK) in Berlin vor.

    Vorweg: Italienische Familien, die der klassischen Mafia zugerechnet werden, spielen kaum eine Rolle. In den meisten der 59 Berliner OK-Verfahren 2018 ging es um russischsprachige Verdächtige – oft aus dem Baltikum, vor allem aber aus dem Kaukasus.

    Schwerpunkt mafiöser Banden in Berlin sind Eigentumsdelikte. Demnach stufen Ermittler 17 Verfahren wegen Diebstahls als OK ein, meist ging es um Autoschmuggel. Danach folgen 16 Ermittlungen zu Drogenverstößen – vor allem Kokainhandel. Berlin bleibt OK-Hochburg. Nur in den deutlich größeren Ländern Nordrhein-Westfalen und Bayern wurden mehr OK-Verfahren geführt.

    Welche Taten als OK eingestuft werden, wägen Fahnder und Juristen ab. Meist wird Illegales dann als OK bezeichnet, wenn die Täter arbeitsteilig und dauerhaft Profite durch kriminelles Handeln machen und diese Beute in die legale Wirtschaft überführen wollen.

    Zur angeblichen Bedeutungslosigkeit der italienischen Mafia ein Satz von Bert Brecht: ,Die im Dunkeln sieht man nicht’
    schreibt NutzerIn Al.Dente

    Behördenintern wird als Beispiel dieser Fall angeführt: Aus einer Bank wurden 2014 mehr als neun Millionen Euro gestohlen. Ein Mann aus der Großfamilie Remmo wurde dafür verurteilt, das Geld nicht gefunden. Die Staatsanwaltschaft ließ 2018 dann 77 Immobilien beschlagnahmen, weil sie mit dem Geld gekauft worden sein könnten.

    Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Lagebild Organisierte Kriminalität 2018

    In Berlin gab es 2018 insgesamt 59 Ermittlungskomplexe im Bereich Organisierte Kriminalität
    Es wurden 462 Tatverdächtige geführt
    Insgesamt 98,3 Millionen Euro Schaden und 16,4 Millionen Euro Erträge aus der OK wurden erfasst
    Insgesamt wurden 12,1 Millionen Euro Vermögenswerte gesichert, allein 11,7 Millionen Euro durch die Berliner Polizei
    Im Vergleich zum Vorjahr ging die Eigentumskriminalität und die Kriminalität im Zusammenhang mit dem Nachtleben zurück
    Rauschgiftschmuggel- und Handel sowie Fälschungskriminalität haben zugenommen

    Bei der Vorstellung des Lagebilds sagte Innensenator Geisel, die Organisierte Kriminalität sei seit vielen Jahren Schwerpunkt der Berliner Polizei. Es handle sich um Straftaten mit erheblichem wirtschaftlichem Schaden. Allerdings bilde die Statistik, wie alle Kriminalstatistiken, nur das Hellfeld ab. Anfang nächsten Jahres soll es zudem eine Bilanz speziell zur Clankriminalität geben.


    Andreas Geisel (SPD, l-r), Barbara Slowik, und Sebastian Laudan, Chef der Abteilung für Organisierte Kriminalität beim Landeskriminalamt.

    Warum wird zwischen Organisierter Kriminalität und Clankriminalität unterschieden?

    Die Polizeipräsidentin und der Innensenator betonten, es sei wichtig zwischen Clankriminalität und Organisierter Kriminalität zu unterscheiden. Denn arabische Großfamilien fassen zwischen mehreren hundert bis zu mehreren Tausend Familienmitgliedern. Davon seien manche im Bereich OK „auffällig“, wie Geisel sagte. Es gebe aber auch Familienmitglieder, die lediglich in der zweiten Reihe parkten oder mit Profilierungsfahrten auffallen würden. „Das ist nicht organisiere Kriminalität“, sagte Geisel, „aber dieses Dominanzgehabe höhlt unseren Rechtsstaat aus, deshalb arbeiten wir mit der gesamten Bandbreite an Maßnahmen.“

    Laut Polizeipräsidentin Barbara Slowik fanden elf Prozent der bundesweit geführten OK-Verfahren in Berlin statt. Die Ermittlungen seien umfangreich und zeitintensiv. Bei elf von 100 Tatverdächtigen sei Bewaffnung festgestellt worden, was gefährlich für die Polizeibeamten, aber auch für die Bürger sei.

    37,5 Prozent der Tatverdächtigen hätten die deutsche Staatsangehörigkeit, 9,5 Prozent davon hatten eine nicht-deutsche Geburtsurkunde, so Slowik. Die Unterscheidung in Nationalitäten sei kritisch so bewerten und nicht immer Zielführend. Tatverdächtige von OK seien unter anderem in zweiter oder dritter Generation in Deutschland, sowohl die aktuelle Staatsangehörigkeit und die Geburtsurkunde seien da Deutsch.

    Dem schon bekannten Lagebild des Bundeskriminalamtes zufolge hat es 2018 bundesweit 535 OK-Ermittlungsverfahren gegeben. Mit 59 Fällen wäre die Zahl der in Berlin geführten OK-Verfahren zurückgegangen, 2017 waren es 68. Im Jahr 2016 waren es 61 Verfahren. Auffällig an der Statistik ist, dass die Berliner Behörden selbst im vergangenen Jahr weniger Verfahren gegen organisierte Kriminelle geführt haben als im Vorjahr.

    Hier sank die Zahl im Vergleich zum Vorjahr von 60 auf 49. Dagegen ist die Zahl der Ermittlungskomplexe, die von den Bundesbehörden - Bundeskriminalamt, Bundespolizei und Zoll - betreut werden von acht auf zehn gestiegen.

    Allerdings können einzelne Ermittlungen ganze Netzwerke betreffen, womöglich also gab es 2018 mehr OK-Verdächtige als noch vor einigen Jahren. Zudem stieg die Zahl der Verfahren, die in Berlin von Bundeskriminalamt, Bundespolizei und Zoll geführt werden, von acht auf zehn.

    In der rot-rot-grünen Senatskoalition wird immer wieder über die Phänomene „Clans“ und „Ok“ debattiert: So lehnt die Linke den Term „Clan-Kriminalität“ ab, er diskriminiere komplette Großfamilien. In dem Bericht wird deshalb auch von „Kriminalität durch Angehörige aus ethnisch abgeschotteten Subkulturen“ gesprochen, gemeint sei damit aber eigentlich nur „Clan-Kriminalität“, so Geisel.

    Ermittler sagen immer wieder, dass deutsch-arabische Clans in zahlreiche OK-Verfahren involviert sind. Und es gebe durchaus Tausende Männer allein in Berlin, deren kriminelle Geschäfte darauf basieren, dass sie ein ethnisch und familiär abgeschottetes Milieu beherrschen.

    Schon in den vergangenen Jahren richteten sich die meisten OK-Ermittlungen in Berlin gegen russischsprachige Netzwerke und kaukasische Banden. Dann folgen die aus dem Libanon stammenden Familien und multiethnische Strukturen, die sich in ihrem Habitus an Rockern orientieren.

    Eine zentral geführte OK-Struktur – also den einen „Mafiapaten“ – gibt es in Berlin nicht. Viele Profi-Gangster arbeiten nur auf Zeit oder für bestimmte Taten zusammen. Die Verdächtigen sind flexibel, Bezeichnungen wie „Polenmafia“ taugen kaum. Allerdings gibt es Ermittlern zufolge auch homogene Gruppen – etwa von Tschetschenen.

    Europol: Deutschland soll mehr Finanzermittlungen führen

    Berlins Behörden hatten sich 2018 neu aufgestellt. Beim LKA wurde eine Koordinierungsstelle Organisierte Kriminalität (KO-OK) aufgebaut, bei der Staatsanwaltschaft gibt es jetzt eine Spezialabteilung zur Vermögensabschöpfung. Umso verwunderter sind Experten, dass es in Berlin seit einigen Jahren kein Verfahren zu italienischen Mafia-Strukturen gibt. Dafür fehlten, sagen Ermittler, offenbar immer noch ausreichend Fachleute.

    Im Oktober hatte der Europol-Chefermittler für Organisierte Kriminalität, Jari Matti Liukku, die deutschen Behörden zu intensiveren Geldwäsche- und Schwarzgeldermittlungen aufgefordert. Die Bundesregierung hatte zuvor begonnen, verschärfte EU-Richtlinien umzusetzen.

    #Berlin #Uber #LABO

  • Festpreise im Berliner Taxigewerbe: Verkehrssenatorin Schreiner will mehr Wettbewerb mit Mietwagenfirmen
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/festpreise-im-berliner-taxigewerbe-verkehrssenatorin-schreiner-will-meh

    21.2.2024 von Simon Schwarz - Plattformen wie Uber und Freenow vermitteln Fahrten mit Mietwagenfirmen, die oft viel günstiger als Taxis sind. Die Verkehrsverwaltung will das Taxigeschäft flexibilisieren.

    Berlins Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) will dem Taxigewerbe ermöglichen, mit Fahrgästen Festpreise zu vereinbaren. Noch im ersten Quartal dieses Jahres werde ihre Verwaltung eine Senatsvorlage ausarbeiten, sagte die Senatorin am Mittwoch im Verkehrsausschuss.

    Bislang bezahlen Fahrgäste eine behördlich festgelegte Grundgebühr und einen ebenfalls tarifierten Kilometerpreis. Dies führt nach Ansicht von Schreiner zu einem Nachteil für das Taxigewerbe im Wettbewerb mit Mietwagenfirmen, die auf Plattformen wie Uber und Bolt flexible Preise anbieten dürfen: „Mit dem Festpreismodell erreichen wir eine Stärkung der Taxinachfrage. Die Kunden schätzen es, wenn sie bei der Buchung den Preis im Vorhinein wissen.“ Ein ähnliches Modell hat die Stadt München im vergangenen Jahr eingeführt.

    Mit dem Festpreismodell erreichen wir eine Stärkung der Taxinachfrage. Die Kunden schätzen es, wenn sie bei der Buchung den Preis im Vorhinein wissen.
    Manja Schreiner (CDU), Verkehrssenatorin von Berlin

    Eine Gleichstellung mit den Mietwagenfirmen wird die Maßnahme aber nicht bringen. Denn Schreiner kündigte an, einen Tarifkorridor für die Festpreise des Taxigewerbes vorgeben zu wollen: „Ausgangspunkt für den Festpreis ist der Preis nach Taxitarif für die kürzeste Route zum gebuchten Zielort. Der mit dem Kunden vereinbarte Preis muss sich dann in einem Korridor von minus zehn Prozent bis plus zwanzig Prozent bewegen.“

    Große illegale Schattenwirtschaft

    Lutz Kaden von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin begrüßte die Maßnahme, kritisierte aber, dass Taxis mit dieser Vorgabe von den Mietwagenfirmen weiter unterboten werden könnten. Dabei erlaube die 2021 in Kraft getretene Novelle des Personenbeförderungsgesetzes, auch den Mietwagenfirmen eine Mindestgebühr aufzuzwingen. Kaden regte zudem einen Konzessionsstopp für die Unternehmen an: Ab einer bestimmten Zahl von Fahrzeugen dürften die Mietwagenfirmen dann keine weiteren Autos dazukaufen. Eine Konzession stellt die Lizenz zur Personenbeförderung dar.

    Zugelassen sind in Berlin rund 5500 Taxis sowie 4500 konzessionierte Mietwagenfahrzeuge, hinzu kommen 1500 bis 2000 illegale Autos. Als „Schattenwirtschaft“ bezeichnete Schreiner diesen Wirtschaftszweig, in dem Menschen ohne soziale Sicherung und oft unter Mindestlohn arbeiten. Firmen existieren zum Teil nicht oder haben Scheinadressen, zahlen keine Steuern. Das bestätigte auch Axel Osmenda vom Hauptzollamt Berlin.

    „Umsatz und Profit stehen über allem, auf Kosten der Sicherheit von Fahrgästen, erwirtschaftet auf dem Rücken von Fahrerinnen und Fahrern“, sagte der Verkehrspolitiker Tino Schopf (SPD). Wenn es zu Unfällen mit einem illegalen Fahrer komme, seien die Fahrgäste zum Beispiel nicht versichert.

    Als Maßnahme gegen die illegalen Firmen will Schreiner die Aufsichtsbehörde Labo (kurz für Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten) personell stärken. Prüfen werde die Verkehrsverwaltung darüber hinaus, ob und in welchem Rahmen sie den Mietwagenfirmen Mindestpreise auferlegen kann. Leipzig und Lörrach machen von dieser Möglichkeit bereits Gebrauch.

    Uber, Bolt und Freenow besitzen selbst keine Fahrzeuge, die Unternehmen bringen Fahrgast und Personenbeförderer auf einer digitalen Plattform zusammen. Der Preis wird über Angebot und Nachfrage geregelt, im Gegensatz zum eng regulierten Taxigewerbe.

    Eine Stadt, in der das Plattformgeschäft mit Mietwagenfirmen faktisch keine Rolle spielt, ist Hamburg. Dort sind nur 15 Mietwagen konzessioniert, die für Unternehmen wie Uber und Bolt fahren. Die Mietwagenfirmen müssen nachweisen, dass sie in der Lage sind, ein wirtschaftlich nachhaltiges Geschäft mit Mindestlohn zu betreiben, die Verkehrsbehörde der Hansestadt lehnt die Genehmigungen in den meisten Fällen ab.

    #Berlin #Uber #LABO

  • Uber, Bolt und Freenow: Wie Berliner Mietwagenunternehmer die Plattformen für Sozialkassenbetrug nutzen
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/uber-bolt-und-freenow-wie-berliner-mietwagenunternehmer-diese-plattform

    5.3.2024 von Deana Mrkaja - Bolt, Freenow und Uber vermitteln in Berlin Autofahrten zu Kampfpreisen. Doch nicht alle Mietwagenfirmen, die diese Plattformen nutzen, sind seriös. Einige nutzen die Kontrolllücken systematisch aus.

    Kambiz steht mit seinem Taxi bereits seit mehr als zwei Stunden am Berliner Hauptbahnhof und wartet. Das passiert ihm in letzter Zeit häufig. „Bolt hat das Taxi-Geschäft kaputt gemacht“, sagt der Mann. Denn seitdem die Konkurrenz auf dem Markt ist, läuft es schlecht für ihn. Kambiz möchte nicht mit vollständigem Namen zitiert werden, um möglichen Ärger zu vermeiden.

    Die günstigen Preise von Bolt, Freenow und Uber führen zu immer weniger Fahrten bei den Berliner Taxiunternehmen. Während die Mobilitätsfirma Bolt aus dem estnischen Tallinn mit Deutschland-Zentrale am Alexanderplatz für 10,60 Euro vom Hauptbahnhof zum Kottbusser Tor fährt, wird mit einem regulären Taxi das Doppelte fällig.

    „Ich habe keine Lust mehr zu arbeiten“, sagt Kambiz. Die Warterei nerve ihn nicht nur, sondern sorgt auch für finanzielle Engpässe. Denn als Taxifahrer richtet sich sein Gehalt nach dem Tagesumsatz. Weniger Fahrten bedeuten weniger Geld.

    So wie Kambiz geht es immer mehr Taxifahrern in Berlin und anderen deutschen Städten, in denen die Fahrdienste zugelassen sind, wie beispielsweise in Köln oder Frankfurt. Dabei sind die ausbleibenden Fahrten nur ein Problem. Den Mietwagenfirmen, mit denen Bolt und Co zusammenarbeiten, wird nach Tagesspiegel-Recherchen Sozialbetrug vorgeworfen – und das im großen Stil.

    „Als Fahrer bei diesen Firmen musst du dich kriminalisieren, ob du willst oder nicht“, behauptet Leszek Nadolski, erster Vorsitzender der Berliner Taxiinnung. Anders als Taxiunternehmen müssen diese Firmen 19 statt sieben Prozent Umsatzsteuer abführen. Die digitalen Plattformen kassieren rund 25 Prozent des Umsatzes, weitere fünf Prozent gehen an den Generalunternehmer, hinzu kommen Kosten für Benzin, Versicherung und Abnutzung der Autos, und das alles bei niedrigen Kosten pro Fahrt. Für Nadolski und weitere Experten der Branche ist klar: Legal sind solche Mietwagenunternehmen nicht kostendeckend zu betreiben.

    Die Betrugsmasche soll folgendermaßen ablaufen: Digitale Mobilitäts-Plattformen vermitteln ihre Aufträge nicht direkt an einzelne Fahrer, sondern an Subunternehmer, sogenannte „Mietwagenfirmen“. Die Fahrer sind bei ihnen angestellt. Diese sollen laut Tagesspiegel-Recherchen als Minijobber beschäftigt werden, während sie in Wahrheit in Vollzeit tätig sind. Doch Geringfügigkeit wird an das zuständige Finanzamt gemeldet, beim Jobcenter wird aufgestockt, und „den Rest des Geldes kriegst du bar auf die Kralle vom Mietwagenunternehmen“, kommentiert der Taxifahrer Mesut den organisierten Betrug.

    Das ist kein Kavaliersdelikt, das ist organisierte Kriminalität mitten in der deutschen Hauptstadt.
    Mesut, Taxifahrer

    „Leistungen beziehen mit wenig offizieller Anmeldung“ laute das Motto. „Dieser Betrug ist so offensichtlich, jeder von uns weiß das, aber niemanden interessiert es. Das ist kein Kavaliersdelikt, das ist organisierte Kriminalität mitten in der deutschen Hauptstadt“, sagt Mesut, dessen Nachname nicht genannt werden soll. „Wer versucht aufzuklären, wird bedroht.“

    Nadolski hingegen spricht offen darüber. Bereits seit zwei Jahren versuche er mit seinem Verein das Thema auf die politische Agenda zu bringen. Er nennt es „höchst organisierte Schwarzarbeit“. Die zuständigen Behörden hätten ihm jedoch zu verstehen gegeben, dass so etwas in Deutschland gar nicht möglich sei.

    Fahren mit gefälschten Papieren

    Auch Kambiz und Mesut haben versucht, bei Bolt und Co anzuheuern. Kambiz, weil er seine Familie kaum mehr über die Runden bringt. Mesut, weil er dem Betrug nachgehen wollte. Beide Taxifahrer berichten unabhängig voneinander vom Ablauf. Auf der Seite Kleinanzeigen.de und in diversen Facebook-Gruppen wird nach Fahrern gesucht. Flexible Arbeitszeiten, pünktliche Lohnzahlungen, Trinkgeld und auch Bonuszahlungen werden geboten.

    Per Anruf oder WhatsApp-Nachricht kann sich jeder bewerben, der einen Führerschein hat. Firmennamen oder Ansprechpartner werden nicht genannt. Kambiz erzählt, die Bedingung für eine Anstellung sei gewesen, dass er Sozialbetrug begeht: „Sie wollten nichts offiziell anmelden.“

    Man habe ihm sogar angeboten, unter gefälschtem Namen und gefälschter Steuernummer zu arbeiten. „Was, wenn ich kontrolliert werde?“, wollte er wissen. „Dann sagst du einfach, es ist dein erster Tag und du weißt von nichts“, habe die Antwort gelautet. Kambiz verlangte einen legalen Vertrag, doch bekam nach eigenen Angaben eine Absage des Unternehmens.

    Ähnliches berichtet auch Mesut. Auf Türkisch habe er mit dem Betreiber einer Mietwagenfirma gesprochen. „Ich habe behauptet, dass ich Bürgergeld beziehe, aber trotzdem mehr arbeiten will.“ Als Antwort bekam Mesut, dass es kein Problem sei, man würde das Ganze schon regeln. „Ich hätte das Gespräch aufnehmen sollen“, sagt er im Nachgang. Auch Nadolski bestätigt dieses Muster – er habe es selbst bei mehreren Nummern versucht.

    Die Transportbranche: „schwarzarbeitslastig“

    Das Hauptzollamt in Berlin ist zuständig für die Bekämpfung von Schwarzarbeit und illegalen Beschäftigungen. Auf Nachfrage teilt das Amt mit, dass die Transportbranche generell „schwarzarbeitlastig“ sei. Konkretes zum Vorwurf könne man nicht sagen, jedoch sei die Finanzkontrolle Schwarzarbeit auf der Straße tätig.

    Demnach werden Taxifahrer, aber auch Fahrer der digitalen Dienstleistungsfirmen, stichprobenartig kontrolliert. Die Daten würden mit dem Arbeitgeber abgeglichen. Falls es Verdachtsfälle gebe, würden diese auch beim Jobcenter oder der Rentenversicherung überprüft werden. Wie jedoch kontrolliert werden soll, ob Geld bar und somit am Fiskus und den Ämtern vorbei ausbezahlt wird, konnte das Hauptzollamt nicht beantworten.

    Drei Beamte kümmern sich um ganz Berlin. Ich glaube nicht, dass man dieses Problem jemals in den Griff bekommt.
    Leszek Nadolski über das Hauptzollamt

    Kambiz, der bereits seit 25 Jahren Taxi fährt, kann über die Aussage des Zolls nur schmunzeln. In all den Jahren sei er nur ein einziges Mal kontrolliert worden. Auch Nadolski lacht, wenn man das Hauptzollamt erwähnt. „Drei Beamte kümmern sich um ganz Berlin. Ich glaube nicht, dass man dieses Problem jemals in den Griff bekommt.“

    Burkard Dregger, der innenpolitische Sprecher der Berliner CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, zeigt sich alarmiert. „Wenn das so ist, muss dies so schnell wie möglich ein Tagesordnungspunkt im Innenausschuss werden.“ Dregger betont, dass es der „originäre Auftrag“ des Zolls und den Finanzverwaltungen sei, unzulässiger Aufstockung und Schwarzarbeit nachzugehen. „Ich frage mich da, reichen unsere Instrumente?“ Falls nicht, müsse man parlamentarisch Druck ausüben.

    Tino Schopf, den Sprecher für Mobilität und Verkehr der SPD-Fraktion, treibt das Thema schon seit Monaten um. Er spricht von „mafiösen Strukturen und organisierter Schwarzarbeit“. Er sieht das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO) in der Pflicht, die Behörde sei seinen Aufgaben jedoch nicht gewachsen. Die SPD hat sich vorgenommen, das Thema anzugehen, und setzt sich dafür ein, das Taxigewerbe in Berlin zu sichern.

    4498 Mietwagen gibt es laut dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten aktuell in Berlin.

    Laut Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten gibt es derzeit 4498 Mietwagen und 691 Mietwagenunternehmen in Berlin (Stand Januar 2024). Ginge man davon aus, dass ein Drittel von ihnen, rund 1350 Mietwagenfahrer, Sozialbetrug begehen, indem sie ihre Geringfügigkeit illegal mit Bürgergeld aufstocken, würde das Amt je nach familiärer Lage rund 2000 Euro monatlich dazugeben. Bei 1350 Aufstockern käme pro Monat eine Summe von 2,7 Millionen Euro zusammen, die fälschlicherweise ausbezahlt wird.

    Firmen, die es gar nicht mehr gibt

    Doch warum ist es so schwer, den Betrügern auf die Spur zu kommen? Kürzlich veröffentlichte Recherchen des rbb decken auf, dass einige Mietwagenfirmen bereits aus dem Handelsregister gelöscht wurden, aber trotzdem weiter Fahrten von den Plattformen durchführen. Der erste Vorsitzende der Berliner Taxiinnung behauptet, die Masche der Mietwagenfirmen zu kennen.

    Unbekannte Hintermänner würden junge Menschen mit Geld locken, um als Geschäftsführer der Mietwagenfirmen zu agieren. Nach einer gewissen Zeit würden die Firmen ins europäische Ausland verkauft werden, sodass es schwierig wird, nachzuvollziehen, wo der vermeintliche Sitz der Firmen ist.

    Selbst wenn einer der eingesetzten Geschäftsführer überführt würde, könnte er beweisen, das Unternehmen nicht mehr zu besitzen, während seine Fahrer weiterhin Aufträge der digitalen Dienstleister durchführen. Freenow, Bolt und Uber seien so „sauber wie das Amen in der Kirche“, fasst Nadolski zusammen, denn ihre Aufgabe sei es nicht, „Mindestlöhne zu zahlen und Regeln einzuhalten, sondern Provisionen zu erhalten“.

    Die Plattformbetreiber wollen mit Behörden kooperieren

    Alle drei Unternehmen haben sich in einem schriftlichen Statement zu den Vorwürfen geäußert. Freenow teilt mit: „Wir distanzieren uns von jeglichen Praktiken, die gegen das Gesetz verstoßen, einschließlich Schwarzarbeit und ungerechtfertigter Inanspruchnahme von Sozialleistungen. Freenow agiert als Vermittler der Fahrten und nicht als Betreiber der Mietwagen. Fehlverhalten dieser oder anderer Art wird von uns nicht toleriert und kann zur Sperrung des jeweiligen Unternehmens von unserer Plattform führen.“ Das Unternehmen gibt weiter an, mit den zuständigen Behörden zu kooperieren, um den Zugang illegaler Mietwagenunternehmen „noch besser auszuschließen“.

    Bolt lässt mitteilen, dass sie selbst „keine Möglichkeit haben, um zu überprüfen, ob Mietwagenunternehmen, die Bolt für die Vermittlung von Fahrten nutzen, Sozialbetrug begehen oder nicht.“ Bolt behauptet weiter, nur mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, die ihre AGBs bestätigten. Auf Nachfrage, wie dies genau überprüft würde, gab es keine Antwort mehr. Auch Uber antwortete ähnlich. Man würde nur mit „lizensierten und unabhängigen Taxi- und Mietwagenunternehmen zusammenarbeiten, welche der Aufsicht der Genehmigungsbehörden unterliegen“.

    „Das ist das Ende für alle Taxifahrer“, sagt Kambiz. Sein Nachbar, der ebenfalls sein Leben lang Taxi fuhr, habe schon aufgehört. Immer mehr Kollegen würden darüber nachdenken, den Job zu wechseln. Kambiz zeigt sich resigniert: „Für uns Taxifahrer gelten Tausende Gesetze und Auflagen, und die anderen machen, was sie wollen“.

    #Berlin #Uber #LABO

  • Die Tricks der Mietwagenfirmen: So schleusen Kriminelle Gelder an Berlins Finanzämtern vorbei
    https://www.tagesspiegel.de/berlin/berliner-wirtschaft/die-tricks-der-mietwagenfirmen-auf-uber-bolt-und-freenow-so-schleusen-k

    14.3.2024 von Benedikt Schmidt - Per App können Fahrgäste in Berlin wohl bis zu 2000 illegale Autos buchen. Chats und Eigentümerstrukturen geben tiefe Einblicke in eine Branche, die offenbar vom organisierten Verbrechen durchsetzt ist.

    Es ist Anfang März und die Fahrer in der Whatsapp-Gruppe sind aufgeschreckt. „U-Bahn Tierpark, Richtung Friedrichsfelde, Zollkontrolle“, warnt einer seine Kollegen. „Die Hurensöhne“ hätten an der Kaserne Richtung Kurt-Schumacher-Platz „eine Mausefalle“ aufgestellt, schreibt ein anderer Tage später.

    An mehreren Orten in der Stadt kontrollieren Zoll und Polizei und ziehen Leute heraus, die auf Plattformen wie Uber, Bolt oder Freenow Fahrten in der Hauptstadt anbieten, aber keine Lizenz dafür haben und illegal arbeiten. Branchenkenner schätzen, dies gelte für ein Drittel der Fahrer. Berlins zuständige Aufsichtsbehörde Labo (Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten) spricht in einem „rbb“-Bericht von einem Fünftel.

    Anders als in den USA fahren in Deutschland nicht Privatleute bei Uber und Co. durch die Gegend. Das dürfen nur Fahrer mit Personenbeförderungsschein, die bei Mietwagenfirmen angestellt sind. Die Plattformen treten nur als Fahrdienstvermittler auf, über ihre Apps finden Fahrer und Fahrgast zusammen. Anders als im Taxigewerbe gibt es keine Fest- oder Mindestpreise, sondern flexible Preise nach dem Mechanismus von Angebot und Nachfrage. Pro gebuchter Tour erheben die Plattformen eine Vermittlungsprovision, der Rest verbleibt bei den Unternehmen, ein Teil davon als Lohn bei den Arbeitern.

    Fahrten, die die Mobilitäts-Apps vermitteln, sind äußerst beliebt, denn Fahrgäste zahlen meist deutlich niedrigere Preise als bei Taxis. Doch Medienberichte haben aufgedeckt, dass die Billigpreise offenbar auf systematischer Betrügerei aufbauen. Zum einen sind in Berlin etliche Autos ohne gültige Lizenz, eine sogenannte Konzession, die beim Labo beantragt werden muss, unterwegs. Recherchen des Tagesspiegels legen zudem nahe, dass selbst offizielle Firmen mit konzessionierten Fahrzeugen ihr Geschäft häufig nur mit Sozialbetrug betreiben können sollen.

    In der Whatsapp-Gruppe, in der sich Fahrer vor Kontrollen warnen, lässt sich das Ausmaß erahnen. Zutritt bekommt man nur über einen Einladungslink. Der Tagesspiegel hat wochenlang mitgelesen. Hunderte Fahrer sind dort Mitglied, viele arbeiten für Scheinfirmen oder schleusen, wie die Nachrichten nahelegen, zumindest teilweise Gelder unversteuert am Finanzamt vorbei.


    Einer der Fahrer warnt die anderen in der Whatsapp-Gruppe vor einer „Mausefalle“.

    1000 illegale Fahrzeuge sollen laut einem „rbb“-Bericht auf Uber und Co. buchbar sein, vermutlich liegt die Zahl darüber.

    Wie konnte sich in der Hauptstadt ein offenbar florierendes, weitgehend illegales Geschäft mit mafiösen Strukturen entwickeln? Nach Tagesspiegel-Informationen spielt neben den Kriminellen vor allem die Aufsichtsbehörde Labo eine unrühmliche Rolle.

    Fahrer fälschen wohl Unterlagen

    Eine der Betrugsmaschen wird als „80/20“-Modell bezeichnet: 80 Prozent des Fahrpreises behält der Fahrer, 20 Prozent gehen an einen Hintermann – beides nach Abzug der Vermittlungsprovision. Der Hintermann gibt sich als Unternehmer aus, fälscht Dokumente wie den Konzessionsschein und lässt den Fahrer bei den Plattformen mit einem Privatauto freischalten. Von jenen, die so vorgehen, dürften viele Bürgergeld erhalten, da sie offiziell als arbeitslos gemeldet sind. Doch das merken die Behörden nicht, wenn die Plattformen den Datenschutz wahren oder die Kriminellen falsche Identitäten nutzen. Mit dem Trick sparen sich der Fahrer und sein Hintermann unter anderem Lohn-, Umsatz- und die Einkommenssteuer.

    Indizien dafür, dass Fahrzeuge nicht korrekt angemeldet sind, sind laut einem Insider: falsche TÜV-Plaketten, falsche KfZ-Kennzeichen oder Fahrzeuge ohne Konzessionsnummer. Die muss als blauer Aufkleber an der Heckscheibe kleben – oft sind es auch Imitate.

    Einer dieser Fahrer ist Hamza, auf seinem Profil in der App heißt er anders. Bei einer Fahrt gibt er an, auskömmliche Geschäfte mit Bolt und Co. zu machen, eine Konzessionsnummer hat sein Auto nicht. Auf der Rechnung, die Bolt ausstellt, ist eine Person angegeben, die sein Chef sein soll. Auf Anfrage teilt das Labo mit, dieser Mann besitze keine Konzessionen und sei der Behörde nicht bekannt. Auch unter der angegebenen Adresse in Charlottenburg ist der Name des angeblichen Unternehmers nicht anzutreffen.

    Hamza und andere 80/20-Fahrer haben es neuerdings etwas schwerer als noch vor Wochen: Die Plattformen gleichen neue Unternehmen mit dem Labo ab, und auch die Bestandsdaten könnten sie bald an die Aufsichtsbehörde weiterleiten. Die bis zu 2000 illegalen Wagen dürften also bald nicht mehr unterwegs sein.

    Die 18-Monats-GmbHs

    Ein weiteres beliebtes Konstrukt sind die „18-Monats-GmbHs“. So nennt Leszek Nadolski, der Vorsitzende der Berliner Taxi-Innung, Mietwagenfirmen, die zwar eine Konzession haben, aber nach etwa zwei Jahren wieder verkauft werden, um krumme Geschäfte zu verschleiern, wie er glaubt.

    Die Hinterleute starten legal: Sie gründen eine GmbH, besorgen sich einen Unternehmerschein, legen eine Fachkundeprüfung bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) ab, kaufen eine Fahrzeugflotte und beantragen beim Labo Konzessionen. Alles sauber.

    Dann stellen sie Fahrer ein, oft auf Minijob-Basis, lassen diese im Schichtbetrieb arbeiten und zahlen ihnen die Stunden, die sie darüber hinaus arbeiten, schwarz aus. Dem Fiskus fällt das nicht auf, weil der Unternehmer den Betrieb verkauft, bevor er Steuern zahlen soll, oder er hat die Firma unlängst in die Pleite getrieben, ganz bewusst. So erzählen es mehrere Insider.

    Einer, der wie die anderen anonym bleiben will, sagt: „Der Unternehmer muss nach zwei Jahren Einkommenssteuer zahlen, das sind Einnahmen minus Ausgaben. Hier fällt auf, dass der Betrieb viel mehr Ausgaben hatte, als er mit den Minijobbern offiziell eingenommen hat.“ An diesem Punkt gehe er entweder pleite oder die Firma werde vorher auf einen Verwandten überschrieben.

    Dann fahre „der Dampfer weiter“, sagt Nadolski. Ein Blick ins Handelsregister zeigt: Hier handeln offenbar professionelle Betrüger. Ein Mann, so ist dort vermerkt, war Geschäftsführer von sieben Mietwagenfirmen, von denen inzwischen zwei pleite sind. Eine davon wurde innerhalb von zwei Jahren gleich dreimal verkauft. Viele Firmen gehören heute Leuten, die auffällig oft osteuropäische Namen tragen. Ein Insider sagt, das seien Leute, die auch mal zum Notartermin eingeflogen würden.

    Diese Strohleute seien Geschäftsführer, aber ein als Betriebsleiter getarnter Komplize vom ursprünglichen Inhaber agiere als eigentlicher Chef. „Wenn der Betriebsleiter einen Unternehmerschein hat, dann braucht der Geschäftsführer keinen. Und der Betriebsleiter kommt meist aus der Familie“, erzählt einer, der seinen Namen ebenfalls nicht veröffentlicht sehen will. Mit diesem Trick könnten sich die Kriminellen von sämtlichen Pflichten befreien und das illegale Geschäft trotzdem weiterführen.

    Legales Geschäft kaum möglich

    Und die Fahrer, sind sie nicht die ersten, die die Polizei hochnimmt? Ja, schon, aber selbst bei neugierigen Zollbeamten weiß die Whatsapp-Gruppe Rat. Einer der User gibt Tipps, wie man am besten lügt: „Abrechnung monatlich? Antwort: Monatlich wird mein Lohn auf das Konto überwiesen“. Und: „Habt ihr Aufenthaltsräume im Büro?“ Antwort: „Ja, wir haben Kaffee, Tee, kalte Getränke und Kuchen stehen jeden Tag bereit“. In beiden Fällen ist höchstwahrscheinlich das Gegenteil der Fall: Denn nach Tagesspiegel-Informationen erhalten viele Fahrer einen großen Teil des Lohns in bar, und einen Betriebssitz gibt es oft nicht.


    Polizei, Zoll und das Labo scheinen seit einiger Zeit entschlossener gegen die illegalen Fahrer vorzugehen, ein weiterer Screenshot von der Whatsapp-Gruppe.

    „Nachhaltig lässt sich das Geschäft nicht aufziehen, das geht nur illegal, alles andere ist Blödsinn“, sagt Nadolski. Der Taxi-Chef mag aus Eigeninteresse sprechen, aber selbst andere, wie der Präsident der Mobilitätsplattform Freenow, Alexander Mönch, sagen das.

    Mönch ließ nachrechnen. Heraus kam, dass es für Mietwagenunternehmen, die Fahrten auf Uber und Co. anbieten, unter arbeitsrechtlichen Standards nicht möglich sei, dauerhaft kostendeckend zu wirtschaften. „Es haben sich im taxiähnlichen Mietwagengeschäft massive illegale Strukturen gebildet. Wir sehen in ein tiefes, schwarzes Loch.“

    Mönch scheint ernsthaft interessiert zu sein, die illegalen Geschäfte auszutrocknen. Im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses sprach er über das System und brüskierte die eigene Branche. Seine Konkurrenten bestreiten solche Berechnungen: Sie behaupten bis heute, dass die Fahrer der Mietwagenfirmen mehr Touren pro Stunde absolvierten als die Taxis. Wegen der höheren Auslastung lohne sich das Geschäft.
    Die traurige Rolle der Aufsichtsbehörde Labo

    Wie konnten diese Entwicklungen jahrelang an der Aufsichtsbehörde Labo vorbeigehen? Der SPD-Abgeordnete Tino Schopf hat Akteneinsicht bei 38 der rund 700 in Berlin registrierten Mietwagenunternehmen beantragt. Was er zu sehen bekam, hatte er nicht erwartet: Das Labo habe in einem Fall einer 19- bis 20-jährigen Frau Konzessionen erteilt, obwohl sie trotz ihres Alters noch fünf andere Unternehmen leitete. Die Frau hatte laut Schopf nicht einmal einen Wohnsitz in Deutschland. In einem anderen Fall habe eine größere Firma angegeben, dass der Betriebsleiter weniger als 1000 Euro brutto verdiene, auch hätte die Behörde so gut wie nie den Betriebssitz kontrolliert. „Warum fällt mir als Laie das auf, dem Labo aber nicht?“, fragt Schopf.

    „Das Labo hat systematisch versagt“, sagt er. Doch hat die Behörde auch systematisch weggesehen? Schopf formuliert es diplomatisch. Die Sachbearbeiter seien mit ihrem Job scheinbar inhaltlich und fachlich überfordert gewesen. Da die Fehler von damals nicht rückgängig gemacht werden könnten, fordert der Politiker, die Behörde solle die Betriebe jetzt systematisch nachprüfen.

    Der Tagesspiegel hat das Labo mit Anschuldigungen konfrontiert. Ein Sprecher antwortet, in der Akteneinsicht von Schopf habe es keinen Fall mit einer so jungen Frau gegeben. Weiter schreibt der Sprecher, das Labo sei „inzwischen in der Lage“, bei Beantragung von Konzessionen den Betriebssitz des Mietwagenunternehmens zu kontrollieren – was im Umkehrschluss bedeutet, dass die Behörde dazu wohl länger nicht fähig gewesen war.

    Für die Verkehrsverwaltung, die dem Labo übergeordnet ist, antwortet derselbe Sprecher. Diese unterstütze seit Jahren die Forderung, das Labo personell aufzustocken, es stünden mittlerweile mehr Mittel zur Verfügung, leider merke man den Fachkräftemangel. Neben einer „behördenübergreifenden Arbeitsgemeinschaft“ zur Schattenwirtschaft im Mietwagenbereich, die aber erst noch initiiert werden müsse, solle „zeitnah“ ein Leitfaden vorliegen, der eine „höhere Wirksamkeit und schnellere Reaktionsmöglichkeiten“ bewirken könne. Kurzum: Noch ist nicht viel passiert.

    Uber und Co. argumentieren, nur Vermittler zu sein

    Konfrontiert man die Plattformen mit vermeintlichen Missständen, antworten sie, nur Fahrdienstvermittler zu sein. Ein Sprecher von Bolt schreibt, das Unternehmen habe den „Anspruch, Fahrten ausschließlich an lizenzierte und gesetzeskonforme Mietwagenunternehmen zu vermitteln“, aber: „Die Einhaltung von Arbeitsstandards sowie die korrekte Zahlung von Steuern und Sozialversicherungsabgaben obliegt den Transportunternehmen selbst und die Kontrolle dessen den Ordnungsbehörden.“

    Mietwagenunternehmen dürfen am Flughafen nicht warten, bis ein Fahrgast kommt. Sie müssen, anders als Taxis, zum Betriebssitz zurückkehren. Nach Informationen des Tagesspiegels hält sich kaum ein Fahrer daran.
    Mietwagenunternehmen dürfen am Flughafen nicht warten, bis ein Fahrgast kommt. Sie müssen, anders als Taxis, zum Betriebssitz zurückkehren. Nach Informationen des Tagesspiegels hält sich kaum ein Fahrer daran.

    Ähnliche Antworten schickt Uber. Für den Konzern habe „gesetzeskonformes Handeln oberste Priorität“: „Sofern sich unsere Partner nicht an die Regeln halten und wir davon Kenntnis erlangen, ziehen wir entsprechende Konsequenzen, bis hin zu einer Sperrung auf unserer Plattform.“ Bevor Uber Fahrten vermittle, prüfe ein Team zudem die Unterlagen und Konzessionen der Firmen. „Leider haben manche Manipulationen eine so hohe Qualität, dass sie nicht von echten Dokumenten zu unterscheiden sind.“

    Dabei wäre es so einfach: Ein Datenabgleich mit dem Labo zöge die 80/20-Fahrer sofort aus dem Verkehr. Nach Tagesspiegel-Informationen könnte ein solcher Abgleich bald stattfinden, eine Einigung mit der Behörde steht offenbar kurz bevor. Die Plattformen hatten lange Datenschutzbedenken geäußert.

    Der SPD-Politiker Schopf ärgert sich trotzdem, dass die Plattformen so lange ahnungslos spielten, und wundert sich über ihre passive Rolle. Schließlich könnten sie selbst aktiv werden und prüfen, ob Konzessionen abgelaufen sind oder ob Mietwagenfirmen existieren, an die sie Aufträge vermitteln.

    Wenigstens das Labo scheint inzwischen aus seiner Passivität herauszukommen, das bemerken auch die Fahrer in der Whatsapp-Gruppe: „Wallah aufpassen, Männer, ich glaube, heute sieht es sehr böse aus mit Labo.“ Ein anderer schreibt: „Alexanderplatz Leute, 3 Brüder hintereinander erwischt.“

    –---

    Zu den Arbeitsbedingungen und Einkommen der Fahrer

    Viele Fahrer überschreiten die maximale Arbeitszeit von zehn Stunden pro Tag, um ein auskömmliches Einkommen zu erzielen. Verrichten die Arbeiter Schwarzarbeit und erhalten sie gleichzeitig Bürgergeld, erwirtschaften sie bei einer normalen Arbeitswoche inklusive der Sozialhilfe vermutlich ein relativ gutes Gehalt.

    So kommen auf ein Mietwagen in Berlin laut dem Start-up Bliq, das wie Uber als Fahrdienstvermittler auftritt, zwischen 1500 und 2000 Euro Umsatz pro Woche. Allerdings handelt es sich hierbei um Bruttobeträge, vor Abzug von Vermittlungsgebühren. Zudem kann ein Auto von mehreren Fahrern benutzt werden. Bei zwei Fahrern käme jeder nach Abzug der Gebühren auf durchschnittlich 2600 Euro im Monat. Im Falle des „80/20“-Modells behielten beide rund 2000 Euro, weil sie sämtliche Steuern (etwa Umsatz- und Einkommenssteuer) unterschlagen.

    „Hamburger Modell“

    Deutlich strenger als in Berlin geht die Hamburger Aufsichtsbehörde mit Mietwagenunternehmen um, die Fahrten auf Mobilitäts-Apps anbieten wollen. Konzessionen bekommt nur, wer beweisen kann, kostendeckend zu wirtschaften. In den meisten Fällen lehnt die Behörde den Antrag ab, was dazu geführt hat, dass in der Hansestadt nur 15 konzessionierte Fahrzeuge unterwegs sind.

    Das ist der Hintergrund der Recherche:

    Für die Recherche hat der Tagesspiegel mit rund einem Dutzend Personen gesprochen: aus dem Taxigewerbe, mit Fahrern, mit Mietwagenunternehmern, mit Plattformbetreibern und anderen Insidern. Teilweise erfolgten die Recherchen anonym. Viele Namen wurden im Artikel pseudonymisiert, um Beteiligte zu schützen.

    #Berlin #Uber #LABO

  • Berlin lässt alle Uber-, Freenow- und Bolt-Mietwagen auf Genehmigung überprüfen
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/03/berlin-pruefung-uber-freenow-bolt-genehmigung.html

    14.3.24 - In Berlin sind mindestens 1.000 Autos ohne Konzession über Plattformen wie Uber, Bolt und Freenow buchbar. Das ergab eine Recherche des rbb im Februar. Das zuständige Landesamt reagiert und kündigt die Überprüfung aller Wagen an.

    Das Berliner Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) will sämtliche Mietwagen überprüfen, die über Vermittlungsdienste wie Uber, Bolt und Freenow angeboten werden. Das hat die Behörde am Donnerstag mitgeteilt.

    Die Prüfung soll demnach bis Ende April abgeschlossen sein. Ergebe die Prüfung, dass keine Genehmigung vorliege, würden die betreffenden Unternehmen und Fahrzeuge von der Vermittlung ausgeschlossen, heißt es in der Mitteilung weiter.

    Sendung: rbb24 Abendschau, 14.03.24, 19:30 Uhr

    #Berlin #Uber #LABO

  • Aktion gegen Betrug: Berlin überprüft alle Mietwagen
    https://www.heise.de/news/Aktion-gegen-Betrug-Berlin-ueberprueft-alle-Mietwagen-9655497.html

    Die im Artikel auf heise.de beschriebene „Überprüfung“ stellt eine Fortführung der Scheinprüfungen bei Genehmigung und Verlängerung von Mietwagenkonzessionen durch das Berliner LABO dar. Die Behörde macht seit Jahrzenten ihre Arbeit nicht mehr und ist mittlerweile derart inkompetent und überfordert, dass sie sich zum Kasper der Uber-Gauner macht, nur um Aktivität vortäuschen zu können.

    Der Behörde gegenüber steht ein internationales, pyramidal gestaltetes aus den USA gesteuertes System, dessen Akteure mit Gruppen der organisierten Kriminalität zusammenarbeiten. Das System plattformgesteuerter Mietwagen ist nur eine Division der Armeen, die Krieg gegen Sozialstaat und Demokratie führen. Der Uber-Konzern tut sich dabei besonders hervor, weshalb der Komplex „Uberisierung“ zurecht mit dem Namen der Firma bezeichnet wird.

    Ausbeutung ist Kern des Uber-Geschäftsmodells

    Das Geschäftsmodell von „Uber“ besteht darin, dass taxiartige Beförderung zu Preisen angeboten wird, die nur durch Lohndumping weit unterhalb des gesetzlichen Mindestlohns möglich sind. Diese Sub-Minilöhne werden von Fahrern akzeptiert, deren vollständiger Lohn vom Jobcenter bezahlt wird.

    Auf der, von der Basis der Uber-Pyramide aus betrachteten, zweiten Ebene, den tausenden Mietwagenbetrieben, wird nur ein Bruchteil der Löhne bei Finanzamt und Krankenkassen deklariert. Die Fahrer werden von ihren Chefs dazu angeleitet, sich „den Rest vom Jobcenter zu holen“.

    Das an die Fahrer ausgezahlte Bürgergeld bewegt sich in Größenordnungen von fünf bis zwölf Millionen monatlich nur für die „legalen“ Mietwagenfahrer in Berlin. Ein Bericht des Tagesspiegel schätzt den jährlichen Schaden auf einen Betrag in dreistelliger Millionenhöhe.

    Jobcenter finanzieren den Uber-Konzern

    Diese beim Jobcenter ergaunerte Lohnsubvention fließt über eine Zwischeninstanz, die dritte Etage der Uber-Pyramide, in Form der Vermittlungsprovision an den Uber-Konzern. Der stellt die Spitze der Uber-Pyramide dar. Man darf also guten Gewissens sagen, dass die Uber-Profite in Deutschland aus den Sozialabgaben aller Arbeitnehmer und Bundeszuschüssen stammen.

    Die betriebswirtschaftliche Kalkulation der Uber-Mietwagenunternehmen

    Der Fahrpreis der Uber-Fahrzeuge muss die Betriebskosten der Fahrzeuge, die Dumpinglöhne und einen Gewinn im einstelligen Prozentbereich finanzieren. Dennoch ist das Geschäft teilweise völlig unrentabel. Das wissen wir durch Mietwagenunternehmen, die sich enttäuscht von Uber abgewendet haben. Eine betriebswirtschaftliche Kalkulation, welche die mögliche durchschnittliche Geschwindigkeit mit Fahrzeugkosten und alle anderen Belastungen beim Betrieb eines Mietwagens oder Taxis berücksichtigt, kommt zum gleichen Ergebnis.

    Gewinne werden auf Ebene zwei der Uber-Pyramide, den Mietwagenbetreibern, nur durch extreme Lohndrückerei gemacht.

    Wovon leben die unterbezahlten Fahrer?

    Am Fuss der Uber-Pyramide befinden sich die Fahrer. Solange wir auf die Einführung von Robotaxis warten, geht ohne sie gar nichts. In einem normal kalkulierenden Taxibetrieb kosten sie zwischen 55 und 70 Prozent des Umsatz. Da die Fahrzeugkosten von Mietwagen identisch mit denen von Taxis sind, die Belastung im Mietwagengeschäft durch Umsatzsteuer und Vermittlungsprovision jedoch bis zu 30 Prozent höher als für Taxibetriebe sind, kann das Mietwagenunternehmen jedoch nur etwa 20 bis 25 Prozent seiner Umsätze für Löhne aufwenden. Die werden den Fahrern „unter der Hand“ also schwarz gezahlt, damit die sich Geld vom Jobcenter, monatlich um die 1000 Euro, holen können. So kann ein junger Mann durch illegal lange Arbeitszeiten monatlich über 2000 Euro netto verdienen. Ohne gute Deutschkenntnisse und eine hochwertige Berufsausbildung ist das für ihn ein unschlagbares Angebot, das zugleich eine berufliche Sackgasse und ein enormes Risiko darstellt.

    Wer kann so arbeiten?

    Die Uber-Mietwagenbetriebe verstoßen andauernd gegen jedes Gesetz, das ihre Tätigkeit prägen soll. Fachkundeprüfungen werden für Strohleute gekauft, Urkunden für die Genehmigungsbehörden gefälscht, vorgeschriebene Versicherungen nicht abgeschlossen, Löhne falsch deklariert und schwarz gezahlt, Arbeitszeit- und Mindestlohngesetz interessieren ebenso wenig wie die Vorschriften für GmbHs und ihre Geschäftsführer. So arbeiten nur Menschen, die keine Skupel und null Respekt vor der Staatsgewalt haben. Auf Pyramidenebene zwei arbeiten die Handlanger der internationalen Organisierten Kriminalität.

    Ganz unten schuften die ärmsten der Armen, die nicht wirklich in Deutschland angekommen sind, egal wie lange sie bereits unter uns leben, und egal welchen Pass sie haben. Die organisierten Kriminellen haben für sie das früher im Taxigewerbe verbreitete betrügerische Geschäftsmodell mit Hilfe des Uber-Konzerns auf ein industrielles Niveau gehoben.

    Die Pumpen-Pyramide

    In der Uber-Pyramide wird Einkommen von unten nach oben und Verantwortung von oben nach unten gepumpt.

    Der Geldstrom

    Die Uber-Fahrer erwirtschaften Gewinne, die nur zum Teil bei ihren Chefs bleiben. Die zahlen Vermittlungsprovisionen an den deutschen Uber-Generalunternehmer Thomas Mohnke und seinen Safedriver-Konzern. Der behält einen Teil der Provision und leitet den größten Teil an die deutsche Uber-Niederlassung oder den US-Konzern weiter, welche die bekannten Steuersparmodelle beherrschen, mit denen wir alle um ihren Beitrag für gesellschaftliche Aufgaben betrigen werden. Diese Seite der Uber-Pyramide ähnelt dem Kompradorensystem der Opiumhändler und der mafiösen Schutzgelderpressung.

    Die Verdünnung von Verantwortung

    Level 5 - die Spitze

    Die Erfinder und Betreiber des Uber-Systems sind stolz darauf, ihren Konzern bis ins letzte Detail per Software zu steuern und zu kontrollieren. Diese Steuerung wird permanent erweitert und angepasst. Kommt ein naseweiser „Partner“ auf „dumme Gedanken“, die ihm ein größeres Stück vom Uber-Kuchen einbringen, wird nachgesteuert. Schickt eine Stadtverwaltung Testkunden los, wird nachgesteuert, und eine Spionagefunktion in die App eingebaut. Untersagt ein Gericht das Uber-Geschäft, wird nachgesteuert und ein angeblich völlig anderes Geschäftsmodell für die gleiche Sache programmiert. Ändern sich Wetter oder Geschäftslage werden Fahrtstrecken und Preise geändert. sich Jeder Cent des Umsatz jedes Fahrers wird über Uber-Konten abgerechnet. Jede spontane Preisänderung wird von Programmieren und Konzernleitung konzipiert.

    Die Uber-Konzernleitung an der Spitze der Pyramide ist tatsächlich verantwortlich für alles, was unter ihrer Kontrolle geschieht, für jeden Gesetzesverstoß ihrer so genannten „Partner“, für jeden kleinen Betrug ihrer Fahrer.

    In Wirklichkeit ist es unmöglich, ihrer habhaft zu werden. Ihre Anwaltskanzleien beteiligen sich gemeinsam mit denen ähnlicher Konzerne daran, internationale Gesetze und Verträge zwischen Staaten, so genannte Freihandels- und Investitionsschutzabkommen durchzusetzen, die sie nicht nur aus der Schusslinie von Zoll, Steuerfahndung und Kripo nehmen, sondern ihrem Konzern Schadensersatz für en Fall zuschanzen, dass ein Gesetz zum Schutz lokaler Betriebe oder von Arbeitnehmern ihre Profite zu schmälern droht.

    Level 5a - die Steuersparer
    Dutch Sandwich und europäische Lobby-Steuerung

    Level 4 - die Niederlassung
    Uber Deutschland

    Level 3 - der Komprador
    Generalunternehmer Thomas Mohnke

    Level 2 - die Partner
    Mietwagenbetriebe, OK als Uber-Handlanger

    Level 1 - die Basis
    ausgebeutete Arbeitnehmer

    Level 0 - der Untergrund
    Illegale, sans papier, Verbindungen in die Unterwelt ganz unten

    Das Land Berlin überprüft alle Mietwagen, die für Plattformen wie Uber oder Freenow fahren. Wer keine Genehmigung hat, darf nicht mehr vermittelt werden.

    In Berlin sollen sämtliche Mietwagen überprüft werden, die bei den Vermittlungsdiensten Uber, Bolt und Freenow registriert sind. Bis Ende April 2024 sollen alle Unternehmen und Fahrzeuge ermittelt werden, die von der Vermittlung ausgeschlossen sind. Darauf haben sich das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) und die Vermittlungsdienste laut Mitteilung geeinigt.

    Vor einem halben Jahr hatten das Labo und die Vermittlungsdienste vereinbart, gemeinsam gegen den Mietwagenverkehr mit nicht genehmigten Fahrzeugen vorzugehen. Seitdem überprüft das Labo alle neu registrierten Unternehmen und Fahrzeuge, ob eine gültige Genehmigung vorliegt. Erst danach werden diese neuen Unternehmen und Fahrzeuge für die Vermittlung freigegeben. Nun geht es darum, den Bestand zu überprüfen. In Berlin gibt es laut Labo etwa 5600 konzessionierte Taxen und rund 4400 genehmigte Mietwagen, die größtenteils über Apps von Uber, Bolt und Freenow buchbar sind.
    Gefälschte Unterlagen

    Durch Kontrollen des Labo sowie aufgrund Feststellungen wie zum Beispiel der Polizei Berlin wurde bekannt, dass es auch eine große Zahl an Mietwagen von Unternehmen gibt, die über keine Genehmigung verfügen und dennoch über die genannten Apps vermittelt werden. „Oftmals haben diese Unternehmen bei den Vermittlungsdiensten gefälschte Unterlagen vorgelegt, ohne dass dies im Registrierungsprozess entdeckt wurde“, schrieb das Labo im August 2023. „Damit verschaffen sich diese Unternehmen einen unzulässigen Vorteil zulasten der ordnungsgemäß angemeldeten und genehmigten Mietwagen- und Taxi-Unternehmen.“

    Ein Jahr zuvor hatte das Land Berlin gegen ein Mietwagenunternehmen ein hohes Bußgeld verhängt, das ohne behördliche Genehmigungen für Plattformen unterwegs war. Von August 2021 bis März 2022 habe das Unternehmen mit rund 160 Fahrzeugen mehr als 100.000 Fahrten illegal durchgeführt, teile die Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz am Mittwoch mit. Das Bußgeld gegen den Geschäftsführer sei in diesem „besonders schwerwiegenden Fall“ auf 500.000 Euro festgesetzt worden.

    Das deutsche Personenbeförderungsrecht sieht vor, dass die Mietwagenunternehmer eine Betriebsgenehmigung sowie Konzessionen für jedes Fahrzeug beantragen. Ohne diese Genehmigungen können Fahrten zur Personenbeförderung nicht legal durchgeführt werden. Fahrzeuge und Fahrgäste haben dann etwa keinen ausreichenden Versicherungsschutz. Mit der Novelle des Personenbeförderungsgesetzes im Jahr 2021 sind die Regeln für Vermittler wie Uber oder Free Now präzisiert worden. Sie müssen dafür sorgen, dass die an der Vermittlung in der App teilnehmenden Unternehmen und Fahrzeuge die vorgeschriebenen Genehmigungen vorweisen können.

    #Berlin #Uber #LABO

  • Immer in die Hot Zone: Warum ich nach Feierabend Autos durch Berlin fahre
    https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/brutal-berlin-unternehmen-ubiq-streetcrowd-carsharing-immer-in-die-

    Der Job ist total illegal und der Anbieter, besser gesagt „Arbeitgeber“ mit Namen Ubiq sollte dafür zur Rechenschaft gezogen werde. Im Artikel liest man Beschreibungen von Scheinselbständigkeit, Steuern- und Abgabenverkürzung und Verstößen gegen Arbeitszeitgesetz, Mindestlohngesetz und andere Arbeitnehmer schützende Regelungen.

    Ohne Lohndumping funktioniert die ganze schöne Welt des „Carsharing“ (besser: PKW-Kurzzeitvermietung) und der billigen Pseudo-Taxis von #Uber, Bolt umd anderen nicht.

    Es geht nicht alleine um Ausbeutung. Wir alle zahlen drauf, subventionieren diese Geschäftsmodelle, wenn die Arbeitenden Sozialleistungen beziehen, die sie bei rechtstreuem Verhalten der Unternehmen nicht benötigen würden. Dass existierende Gewerbe durch illegales Lohndumping der Konkurrenz zerstört werden ist ein weiteres Problem.

    Die größte Gefahr für unser aller Zusammenleben entsteht jedoch dadurch, dass man von der Arbeit in immer mehr Branchen kaum noch oder überhaupt nicht mehr leben kann. Von Verzweifelten Aktionen der durchs soziale Netz Gefallenen, von Raub, Mord und Totschlag erfahren wir mittlerweile täglich.

    4.2.2023 von Tiago Pinto Pais - Unser Autor ist Mitglied der StreetCrowd. Er fährt Carsharing-Autos in Gegenden, wo sie gebucht werden. Das wird nicht nur bezahlt, sondern ist auch eine Art Meditation.

    Es ist Sonntag, einer der wenigen sehr kalten Tage im Dezember. Um 17 Uhr steige ich aus dem Bus X7 am Flughafen BER. Ich habe kein Gepäck dabei und laufe auch nicht wie alle anderen zum hell erleuchteten Terminal. Ich laufe allein zu den Parkplätzen im Dunklen. Das heißt, nein, ein zweiter Typ mit Leuchtweste dreht sich genau wie ich in Richtung der Autos. Er überholt mich. Ist er ein Flughafenmitarbeiter? Oder haben wir dasselbe Ziel? Als wir kurz darauf vor demselben Auto stehen, sagt er zu mir: „Das ist meins! Willst du irgendwohin mitfahren?“

    Ach, er ist ein StreetCrowder, wie ich.

    StreetCrowd ist ein Angebot des österreichischen Unternehmens Ubiq, das am 9. Dezember 2020 in Berlin startete. Sie versprachen: „Mach deinen eigenen Zeitplan“, „Verdiene Geld, wann du willst“, „Die Gelegenheit ist überall“ und „Täglich 100 Euro und mehr“. All das sei möglich, indem man einfach Carsharing-Autos aus Gebieten mit geringerer Nachfrage in Gebiete mit höherer Nachfrage fahre.

    Wie bei einem nicht verkauften Sitzplatz auf einem Flug oder einem nicht vermieteten Zimmer in einem Hotel verliert ein Carsharing-Unternehmen Geld mit jeder Minute, in der ein Auto aus seinem Fuhrpark nicht vermietet ist. Daher ist ein stehendes Auto nicht in seinem Interesse. Das Unternehmen muss permanent Anreize schaffen, um diese „kalten Autos“ in Bewegung zu halten. Fahren also Carsharing-Nutzer mit dem Auto von A nach B, sind wir Streetcrowder dazu da, sie zurück von B nach A zu fahren.

    In Berlin gibt es mehrere sogenannte Hot Zones. Hier leben Menschen, die gern Carsharing nutzen, vor allem dann, wenn sie nicht weit zum Auto laufen müssen. Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Friedrichshain, Savignyplatz und Neukölln (Reuterkiez) – das sind die Zonen, in die wir die „kalten Autos“ bringen. Die App schlägt drei Zonen vor und wir entschieden uns für eine, entweder, weil dort das nächste kalte Auto nicht weit weg steht, oder weil wir heimfahren wollen.

    Ich habe die StreetCrowd-App in der Pandemie für mich entdeckt. Ich fahre gern Auto, und gerade nachts ist das in Berlin einfach eine schöne Beschäftigung. Musik oder Nachrichten hören und in einem schönen, sauberen und warmen Auto durch die Stadt fahren – das ist für mich Freizeit. Zusätzlich ist es auch ein Spiel: Ich kann durch die Stadt laufen und wie beim Spiel PokemónGo nach „kalten Autos“ suchen. Finde ich sie, bevor ein anderer StreetCrowder sie wegfängt? Oder jemand vom Wartungsteam des Carsharing-Unternehmens?

    Eigentlich bin ich Besitzer eines kleinen Geschäfts in Kreuzberg, aber im zweiten Lockdown wurde StreetCrowding für mich zur Rettung. Ich konnte etwas tun, das zumindest etwas Geld einbrachte und gleichzeitig wie Meditation für mich war. Es wurde zu meinem Feierabend-Job. Außerdem saß ich in schönen neuen Autos und lernte die Stadt kennen: Ich war im tiefsten Lichtenberg, Steglitz und im Märkischen Viertel, ich nahm den 240er-Bus, die M13 und die 16. Ich kenne mich jetzt wirklich gut aus in Berlin.

    Je nach Länge der Fahrt verdient ein StreetCrowder zwischen drei und 13 Euro. Das ist nicht wahnsinnig viel, zumal man ja erst einmal das Auto erreichen muss. Mehr als drei Fahrten pro Stunde habe ich nie geschafft – und Gott weiß, dass ich es probiert habe. Das Gute: Am Ende eines Tages wird das Geld sofort überwiesen. Das Nervige: Gerade im Reuterkiez kann abends die Suche nach einem Parkplatz mehr Zeit einnehmen als die Fahrt dorthin.

    Aber die Firma hat auch verstanden, dass es für viele StreetCrowder ein Spaß ist, wie eine Schnitzeljagd durch Berlin. Sie begannen irgendwann mit Sonderaktionen: Wer zum Beispiel 30 Autos an einem Tag bewegte, bekam 50 Euro extra. Ich probierte es aus, ich begann morgens um fünf Uhr und schaffte es kurz vor Mitternacht. Ein Tag, 30 Autos. Aber ich hatte immer noch nicht genug.

    Die nächste Aktion: Wer von den StreetCrowdern schafft die meisten Auto-Bewegungen in einer Woche? Ich schaffte 72 Fahrten, das war der zweite Platz. Immerhin gab es dafür einen Preis. Die letzte große Aktion dieser Art gab es zu Weihnachten 2021: Wer zwischen dem 25. November und dem 31. Dezember 670 Autos bewegte, erhielt 670 Euro Prämie. Ich konnte nicht teilnehmen, aber es ist eben nicht mein Haupt-Job.

    Denn ich merkte, ich arbeite für ein Unternehmen, das für einen Service noch nicht einmal den Mindestlohn zahlen muss, weil wir StreetCrowder es ja freiwillig und gern tun. Doch inzwischen sind wir eine Gruppe von rund 400 registrierten Nutzern in Berlin. Davon sind rund 100 so aktiv wie ich. Wir bringen dem Unternehmen Millionen Euro ein, dafür will uns StreetCrowd mit einer Art Gemeinschaftsgefühl belohnen. Es gibt eine WhatsApp-Gruppe, in der die unterschiedlichsten Berliner sind: Studenten, Migranten, Auto-Nerds und Kleinunternehmer wie ich.

    Neulich trafen sich viele von uns in echt, nicht in einer Chatgruppe: Frauen waren nur wenige dabei, und endlich konnten wir uns einmal richtig unterhalten. Zunächst die üblichen Fragen nach der Steuerabrechnung und wie man das Gewerbe angemeldet hat. Da merkte ich, dass es wirklich Menschen gibt, die das hauptberuflich machen. Und für sie ist es wirklich von Bedeutung, dass ab jetzt zum Beispiel die Vergütung für Fahrten länger als 10 Kilometer sinkt – während die Carsharing-Preise in derselben Zeit gestiegen sind. Wie kann das sein?! Alle regten sich sofort auf.

    Aber für mich ist es ja ohnehin nur ein Hinzuverdienst. Ich spare das Geld, um einmal gut essen zu gehen oder ein schönes Wochenende an der Ostsee zu haben. Es ist nicht das Geld, das ich zum Überleben brauche. Trotzdem merke ich, dass wir StreetCrowder auch Teil einer neuen Art von Kapitalismus sind: der UBERifizierung der Wirtschaft. Alle sind Freiberufler, oder: gut gelaunte Selbstausbeuter.

    Obwohl es auch diese Tage gibt, an denen gar nichts klappt. Das war neulich, an einem Sonntag, als ich mal wieder Zeit übrig hatte und etwas Auto fahren wollte. Ich fuhr zum ersten Wagen nach Lichtenberg: vor meiner Nase weg. Der zweite in Friedrichshain ebenfalls, der dritte in Neukölln. Jedes Auto, zu dem ich fuhr, verschwand, kurz bevor ich dort ankam. Irgendwann gab ich auf. Es war einfach nicht mein Tag.

    Ganz anders der Sonntag im Dezember, an dem der andere StreetCrowder mir am Flughafen BER das Auto wegschnappte. Ich habe sein Angebot, mit zurückzufahren, nicht angenommen. Zeit ist Geld, und Stillstand bringt weder Einkommen noch Fahrspaß. Ich öffnete die StreetCrowd-App und fand in Schönefeld ein „kaltes“ Auto. Die App schlug Prenzlauer Berg als Ziel vor. Dort wohne ich. Ich verdiente also zwölf Euro mit der Fahrt zu meiner Haustür. Und machte Feierabend von meinem Feierabend-Job.

    #Berlin #Arbeit #Ausbeutung #Lohndumping #Gigworking #Scheinselbständigkeit

  • Ridehailing Taskforce gegen Kriminalität von Fahrdienstleistern
    https://background.tagesspiegel.de/mobilitaet/taskforce-gegen-kriminalitaet-von-fahrdienstleistern

    5.3.2024 von Deana Mrkaja - Fahren ohne Konzession, Sozialbetrug, Schwarzarbeit – Plattformen wie Uber, Bolt und Freenow arbeiten mit Mietwagenunternehmen zusammen, denen organisierte Kriminalität vorgeworfen wird. Nun will die Berliner SPD-Fraktion handeln und plant, eine Taskforce einzurichten.

    #Berlin #Uber #Politik #paywall

  • Ridehailing Fahrdienstleister unter Betrugsverdacht
    https://background.tagesspiegel.de/mobilitaet/fahrdienstleister-unter-betrugsverdacht

    Dem Vernehmen nach schätzt dieser Artikel den Schaden auf einen Betrag im dreistelligen Millionenbereich.

    04.03.2024 von Deana Mrkaja - Bolt, Freenow und Uber feilen am Saubermann-Image ihrer Plattformen. Trotzdem sollen die Unternehmen in einen Betrugsskandal verwickelt sein. Recherchen von Tagesspiegel Background zeigen, wie der Sozialbetrug im Fahrdienstgeschäft funktioniert.

    #Berlin #Uber #paywall

  • Ich bin Uber-Fahrer — 8 Dinge verraten mir in Sekunden, ob jemand ein unangenehmer Fahrgast sein wird
    https://www.businessinsider.de/leben/uber-fahrer-entlarvt-unangenehme-fahrgaeste-2019-11

    Clarke Bowman
    Ich bin seit fast einem Jahr als Teilzeit-Fahrer bei Uber und Lyft tätig.

    Dieser junge Mann erzählt uns in all seiner Naivität, weshalb Taxis für Fahrgäste besser sind als Uber-Mietwagen. Was er als Zumutung empfindet, ist für uns ganz normaler Service.

    Meiner Erfahrung nach geben sich unangenehme Fahrgäste sofort zu erkennen, entweder durch verbale oder nonverbale Kommunikation. Ich bin mir sicher, dass sie es nicht einmal merken. Nach so vielen Fahrten habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, wann eine Fahrt ganz gewöhnlich abläuft und wann etwas faul ist.
    ...
    Hier sind acht Dinge, die mir innerhalb von fünf Sekunden zeigen, ob jemand ein unangenehmer Fahrgast bei Uber oder Lyft sein wird.

    1. Taxifahrer vertrauen auf Kommunikation und Menschenkenntnis. Der Uber-Fahrer läßt sich von der fragwürdigen Bewertung seiner Fahrgäste durch Dritte irritieren. Er macht sich und seinen Fahrgästen das Leben schwer.

    Im Uber heißt es:

    Der Fahrgast hat eine Sterne-Bewertung von unter 4,6.

    2. Der Uber-Fahrer sieht das Mitführen von Kindersitzen und Sitzerhöhungen nicht als üblichen Service an. Wir Taxifahrer führen immer Kindersitze oder Sitzerhöhungen mit. Fahrgast kümmere dich selbst, ist da die Devise.

    Im Uber heißt es:

    Sie kommen mit einem kleinen Kind auf mein Auto zu, haben aber keinen Kindersitz dabei.

    3. Unser Uberchauffeur ist entweder ein intoleranter Temperenzler oder es gefällt ihm nicht, wenn sich seine Kunden amüsieren. Zugegeben, Volltrunkene nehmen wir gelegentlich auch nicht mit, aber wer unbedingt im Auto trinken will, soll das tun. Hauptsache die Flüssigkeit bleibt im Fahrgast drin.

    Im Uber heißt es:

    Sie haben ein alkoholisches Getränk dabei und wollen damit ins Auto steigen.

    4. Fahrgäste telefonieren. Na und?

    Im Uber heißt es:

    Ich werde nach der Buchung sofort mit unfreundlichen Nachrichten oder Anrufen bombardiert.

    5. Mehr Leute mitnehmen als zugelassen? Kein Problem, das sind überhaupt keine Fahrgäste. Werden stehengelassen weil sie, wie es in der Taxeordnung so schön heißt „den ordnungsgemäßen Ablauf der Beförderung verhindern“. Problem ist lösbar, indem man es erst garnicht entstehen läßt.

    Im Uber heißt es:

    Sie versuchen, mehr Leute ins Auto zu quetschen, als erlaubt ist.

    6. Fahrgäste schnallen sich nicht an? Ja bin ich denn die Polizei oder ihr Kindermädchen? Die zehn Minuten Bingbingbing des Gurtwarners hält man aus. Am Ende schnallen sich alle von selber an.

    Im Uber heißt es:

    Sie wollen sich nicht anschnallen.

    7. Wünsche des Fahrgast sind für uns Taxifahrer Gesetz, wer Umwege fahren will bitte gerne, er zahlt. Unmögliches passiert ganz einfach nicht. Das vermitteln wir routiniert und falls nötig sehr nachdrücklich.

    Im Uber heißt es:

    Sie versuchen, die komplette Route zu ändern oder verlangen lächerliche Dinge.

    8. Wartezeit hat ihren Preis. Der Taxameter läuft. Auf die Fahrgäste warten ist Teil unseres Service. Wo ist das Problem?

    Im Uber heißt es:

    Sie lassen mich wegen Unnötigem warten.

    #Taxi #Uber #WTF

  • Pyrrhos lässt grüssen : Taxi-Festpreise
    https://www.txsl.de/pyrrhussieg-festpreise.html

    24.2.2024 von Klaus Meier - Tarifmanipulationen helfen dem Taxigewerbe nicht.

    In einem Rundschreiben vom 23. Februar [1] berichtet der Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. von einer Anhörung im Berliner Abgeordnetenhaus (dem Landesparlament) zum Thema Taxi und Mietwagen. Der Verband beglückwünscht sich für das Ergebnis dieser Anhörung.

    wir haben nach Jahren des schutzlosen Zustands tatsächlich etwas erreicht, was den weiteren Niedergang des Berliner Taxigewerbes vielleicht stoppen, zumindest aber deutlich abbremsen kann.

    Festpreisangebote für Taxikunden, ein Tarifkorridor und ein möglicherweise kommender Mindestpreis für taxi-ähnliche Fahrten von Mietwagenbetriebe versprechen nach Ansicht des Verbands Besserung und Schutz vor der unfairen Konkurrenz durch plattformgesteuerte Mietwagen. Ich teile diese Auffassung nicht. Mit Marketing-getriebenen Korrekturen des Berliner Taxitarifs erweist sich das Taxigewerbe einen Bärendienst, denn es wird viel Zeit, Geld und Arbeit für eine Maßnahme verschwendet, die nichts an den Ursachen des Problems ändert. Der freudig präsentierte Sieg im Kampf gegen Uber ist ein Pyrrhussieg. [2]

    Es wäre besser und einfacher, die Grundlagen des Problems aus der Welt zu schaffen: Dumpinglöhne in Mietwagenbetrieben.

    Erinnern wir uns daran, welche Voraussetzungen politisch geschaffen werden mussten, damit Uber & Co. in Berlin Fuß fassen konnten, und vergessen wir auch nicht, dass es vor allem Hamburg seit Jahren gelingt, das illegale Uber-Unwesen abzuwehren.

    Im Berliner Taxigewerbe werden spätestens seit der Jahrtausendwende nur noch Hungerlöhne gezahlt. Im Jahr 2017 waren Taxi-Schichtumsätze von 150 bis im Glücksfall 200 Euro Standard. Taxi-Bruttolöhne bewegten sich deshalb im Bereich zwischen 8 und 11 Euro pro Stunde. Weniger glückliche Fahrer, die etwa ausschließlich am Hauptbahnhof auf Kunden warteten, mussten sich häufig mit 100 bis 120 Euro Schichtumsatz begnügen und verdienten mit € 5 bis € 7 pro Stunde deutlich weniger als den gesetzlichen Mindestlohn von € 8,84.

    Um sein niedrigpreisiges Angebot in den Markt zu drücken, musste Uber deshalb Fahrer finden, die bereit waren, für noch weniger Geld zu arbeiten. Die für Ambulanz- und Mietwagenfahrer vorgeschriebene kleine Ortskundeprüfung verhinderte zusätzlich die Einstellun von Fahrern, die kein Deutsch konnten und bar jeder Ortskenntnis waren. Die Sache war aussichtslos, denn kein einigermaßen begabter Mensch würde eine Tätigkeit aufnehmen, die schlechter als jede andere Tätigkeit auf dem Arbeitsmarkt entlohnt wurde, eine nicht ganz einfach Prüfung voraussetzte und darüber hinaus anstrengend und gefährlich war.

    Es war Verkehrsminister Andreas Scheuer, der für Uber den gordischen Knoten zerschlug, indem er im Jahr 2017 die Ortskundeprüfung für Ambulanz- und Mietwagenfahrer bundesweit abschaffen ließ. Nun konnten die lokalen Uber-Partnerbetriebe in Berlin ein neu geschaffenes Arbeitskräftereservoir anzapfen, die seit dem Jahr 2015 (Sie erinnern sich, „wir schaffen das“ ...) zu tausenden in Berlin lebenden vor allem syrischen Flüchtlinge, die bislang mangels Sprachkenntnis und beruflicher Qualifikation keine Arbeit fanden.

    Ein Problem musste jedoch auch für diese Menschen gelöst werden, um sie in die Ubertaxis zu locken. Ein Mensch muss von seiner Arbeit leben können, was bei Stundenlöhnen im Bereich von 5 Euro und darunter in Deutschland nicht der Fall ist. Eine 40-Stundenwoche bringt bei 5 Euro Stundenlohn monatlich € 870,00 brutto ein und auch mit 60 Stunden Arbeit in der Woche kommen nur € 1300,00 zusammen. Der ausgezahlte Lohn bewegt entspricht dann ca. € 690,00 bzw. € 1000,00, angesichts der Miet- und Lebensmittelpreise nicht genug zum Leben.

    Die Lösung dieses Dilemmas ist für Gauner kein Problem. Den angeworbenen Fahrern, die keine Kenntnisse der deutschen Sozialversicherung haben und dringend Geld für die Unterstützung ihrer Familien im Ausland benötigen, bietet der Arbeitgeber an, nur einen kleinen Teil ihres Einkommens offiziell zu deklarieren. So kann der, bis auf den Besitz eines Führerscheins vollkommen unqualifizierte Mensch sofort zwischen € 600,00und € 1000,00 verdienen und erhält zusätzlich Leistungen nach ALG II (Hartz IV / Bürgergeld) in Höhe von ca. € 1000,00. Besonders fleißige Fahrer, die an sechs Tagen der Woche je 12 Stunden arbeiten, können sogar bis zu €1600,00 zur Transferleistung in Höhe von € 1000,00 hinzuverdienen; „schwarz“ unter der Hand und ohne Abzüge natürlich. „Bar Kralle“ sagt der Berliner dazu.

    Diese Art der Unter-der-Hand-Entlohnung ist bis heute gängige Praxis der Uber-Partnerbetriebe Berlins und stellt die wirtschaftliche Grundlage für die Dumpingpreise der Plattformen dar.

    Wer diese Praxis durch regelmäßige Überprüfung der korrekten Zahlung des Mindestlohns abstellt, eliminiert den Kostenvorteil der illegalen Ubertaxis, entzieht den kriminellen Mietwagenbetrieben die wirtschaftliche Grundlage und beendet illegal erlangte Zahlung des Jobcenters in Höhe von 5 bis 10 Millionen monatlich. Mit diesem Geld, 60 bis 120 Millionen jährlich, könnten viel Schulen gebaut werden.

    Das Mindestlohngesetz ist einfach zu verstehen, in der vollständig verdateten Mietwagen- und Taxibranche leicht und mit wenig Aufwand durchzusetzen, und bietet sich deshalb als effektivste Methode an, um die wirtschaftliche Grundlage der Berliner Taxibetriebe wieder herzustellen.

    Wenn das getan ist, braucht sich niemand mehr mit komplizierten Dingen wie Tarifkorridoren und Mindestpreisverordnungen beschäftigen. Alle gewinnen: Wir alle sparen Millionen, die zuständigen Behörden können sich endlich einer sinnvollen Regulierung des Taxigewerbes zuwenden, und die Fahrgäste sind nicht mehr den gefährlichen Uber-Autos mit ihren unqualifizierten, unterbezahlten und übermüdeten Fahrern ausgesetzt.

    Die Durchsetzung des gesetzlichen Mindestlohns in Mietwagenbetrieben sollte oberste Priorität vor allen anderen Maßnahmen zur Stärkung des Taxigewerbes haben.

    [1] Link zum Rundschreiben des Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V. vom 23. Februar 2024: https://te18d76fe.emailsys1a.net/mailing/48/7319414/37362141/1313/7a76a844f9/index.html

    [2] Pyrrhussieg
    Ein Pyrrhussieg ist ein zu teuer erkaufter Erfolg. Im ursprünglichen Sinne geht der Sieger aus dem Konflikt ähnlich geschwächt hervor wie ein Besiegter und kann auf dem Sieg nicht aufbauen.

    #Berlin #Taxi #Uber #Wirtschaft #Mindestlohngesetz #Taxitarif

  • Neue Hoffnung für das Berliner Taxigewerbe
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/mailing/48/7319414/37362141/1313/7a76a844f9/index.html


    Sie freuen sich wie die kleinen Kinder. Herzlichen Glückwunsch liebe Taxi-Kollegen und Arbeitgeber! Ob neu strukturierte Tarife das wirtschaftliche Überleben der Taxibranche und Gute Arbeit am Steuer sichern können ist dennoch mehr als fraglich.

    Man sollte lieber die harten Tatsachen angehen, anstelle auf Marketing zu setzen. Darin sind die Megaplattformen einfach besser. Vermutlich verstellt den Unternehmerverbänden die Wette auf unmittelbaren Profit den Blick für nachhaltige Lösungen. Was bleibt ihnen auch anderes übrig.

    Aber wie wir wissen, stirbt die Hoffnung immer zuletzt, und zwar mit dem, der sie gehegt und gepflegt hat, während er immer weiter auf den Abgrund zusteuerte.

    Freuen wir uns also mit ihnen und arbeiten an wirksamen Methoden für das Überleben des ÖPNV-Taxigewerbes. Wie alle Beteiligten verstanden haben sollten, sind die Durchsetzung von Mindestlohn und Guter Arbeit die einzige Taxi-Baustelle die dem Gewerbe auf Dauer das Überleben sichern kann. Mit unqualifizierten Billiglöhnern wird das nicht klappen.

    Vielleicht arbeiten die Taxiunternehmer aber auch daran, einfach mit Uber gleichzuziehen, was zum Verschwinden des Taxis wie wir es kennen und zum Verschmelzen von Taxi - und Mietwagenbranche führen muss. Zum besseren Verständnis dieser Entwicklung hilft ein Blick nach Schluchtiland. Österreich ist einen Schritt weiter mit der Gleichmacherei auf unterstem Lohnniveau. Felix Austria kennt auch nicht nur glückliche Gewinner.


    von links: Hermann Waldner (Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V.), Christoph Weigler (Uber), Alexander Mönch (FreeNow) bei einer Anhörung des Verkehrsausschuß des Berliner Abgeordnetenhaus zu Taxitarifen und der Lage des Berliner Taxigewerbes am 21.2.2024

    Liebe Kolleginnen und Kollegen,

    wir haben nach Jahren des schutzlosen Zustands tatsächlich etwas erreicht, was den weiteren Niedergang des Berliner Taxigewerbes vielleicht stoppen, zumindest aber deutlich abbremsen kann.

    In vielen Gesprächen seit Mai 2023 mit unserer neuen Senatorin im Verkehrsressort konnten wir Vorschläge machen, wie dem Berliner Taxigewerbe schnell und wirksam geholfen werden kann.

    Als erste Stadt in Deutschland werden wir entsprechend der am Mittwoch veröffentlichten Ankündigung unserer Senatorin Schreiner eine Festpreismöglichkeit für bestellte Taxifahrten innerhalb eines Tarifkorridors erhalten. Die preisliche Untergrenze des Taxi-Tarif-Korridors soll dann den Mindestpreis für alle Mietwagen darstellen.

    Das Wichtige und Neue dabei ist, die geplante Festlegung eines allgemein gültigen Mindestpreises gilt dann für alle Mietwagen, die in Berlin ihre Geschäfte machen. Also auch für alle Mietwagen aus anderen Landkreisen, wenn sie in Berlin Aufträge fahren.

    Die Festlegung von Mindestpreisen ist rechtlich kompliziert und riskant, weil UBER und Co. mit den besten Rechtsanwälten der Welt dagegen klagen und alles versuchen werden, diese Mindestpreisregelung wieder zu kippen.

    Mit Recht plant Frau Senatorin Schreiner für die Vorbereitung, Rechtsberatungen und Prüfung einen gewissen Zeitraum ein. Sie sagte, dass Mindestpreise schon im Sommer eingeführt werden könnten, spätestens aber im Herbst 2024.

    Ich bin jedenfalls jetzt sehr optimistisch, dass wir diese Mindestpreisregelung noch in diesem Jahr bekommen werden.

    Mit den Mindestpreisen ist natürlich noch nicht alles geschafft, weil sechs- bis siebentausend Mietwagen weiterhin taxigleichen Verkehr in Berlin anbieten werden. Sie können uns aber ohne ihre Dumpingpreise die Taxikunden nicht mehr so massenhaft abwerben wie bisher.

    Hermann Waldner
    und das Team von Taxi Berlin
    Allgemeines Rundschreiben 5/24 vom Bundesverband Taxi und Mietwagen e. V.

    Berlin: Festpreise ab April 2024,
    Mindestpreise werden vorbereitet

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    am Mittwoch, 21. Februar 2024 fand im Berliner Abgeordnetenhaus (dem Landesparlament) eine große Anhörung zum Thema Taxi und Mietwagen statt. In diesem Rahmen kündigte Verkehrssenatorin Manja Schreiner öffentlich wichtige Maßnahmen an:

    Einführung von Festpreisen für Berliner Taxis ab April 2024
    Einführung eines Tarifkorridors für Berliner Taxis ab April 2024, mit der Möglichkeit um 10 Prozent nach unten und um 20 Prozent nach oben vom Taxitarif abzuweichen
    Einführung von Mindestpreisen wird vom Senat angestrebt: Vorbereitungen werden ergriffen (noch kein Datum genannt)
    Personelle Verstärkung des für die Aufsicht zuständigen Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (LABO)
    Verbesserung des Datenabgleichs mit Plattformbetreibern, um komplett illegale Beförderung zu unterbinden
    Weitere Verbesserung der Zusammenarbeit der Behörden

    In der über dreistündigen Anhörung wurde die Einführung der Festpreise und des Tarifkorridors einmütig von allen Fraktionen und allen Experten begrüßt sowie engere Kontrollen angemahnt. Im Vorfeld der Sitzung gab es eine umfangreiche Berichterstattung des RBB zu illegalen Mietwagen in Berlin und erstmals bestätigte auch die Behörde, dass mindestens 1.000 komplett illegale Mietwagen in Berlin unterwegs sind, deren Fahrgäste im Zweifel auch nicht versichert sind. Es bestand im Ausschuss Konsens, dass dieser „organisierten Kriminalität“ das Handwerk zu legen ist.

    In der Anhörung unterstrich unser Vizepräsident Hermann Waldner die Notwendigkeit eines konsequenten und schnellen Handelns und machte mit drastischen Worten auf die Notlage des Gewerbes aufmerksam. Er unterstrich auch, dass die Festpreise nur einen kleinen Teil zur Lösung des Problems beitragen, wenn nicht schnell auch Mindestpreise für Mietwagen eingeführt werden. Ebenfalls klar für Mindestpreise sprachen sich Alexander Mönch vom Plattformbetreiber FreeNow sowie der Taxi-Soziallotse Klaus Meier aus. Auch der Rechtsexperte Kase von der Kanzlei BBG nannte die Pläne des Senats „sinnvoll“.

    Nicht direkt auf die Frage der Mindestpreise ging Christoph Weigler von Uber ein, der sich als unschuldiges Opfer krimineller Machenschaften zu präsentieren versuchte.

    Eine Auswahl der Berichterstattung:

    RBB Abendschau – 21.2.2024: Verkehrsausschuss befasst sich mit kriminellen Strukturen von Uber & Co
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540937/e42999680d.html

    RBB 24- 20.2.2024: Zahlreiche über Mobilitäts-Apps vermittelte Autos fahren ohne Konzession
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540938/2d37cee4d7.html

    RBB Inforadio – 20.2.2024: FreeNow-Präsident: Vermittlung illegaler Fahrzeuge nicht auszuschließen
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540939/60e215a7b3.html

    RBB Inforadio – 20.2.2024: Verkehrspolitiker fordert Entzug von Konzession für illegale Fahrtdientsleister
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540940/8e65ebc6e3.html

    Berliner Zeitung – 21.2.2024: Zum Festpreis durch Berlin: So will der Senat Taxifahrten attraktiver machen
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540941/555c9bf250.html

    Berliner Zeitung – 20.2.2024: Uber, Bolt und Co.: Jedes fünfte gebuchte Auto fährt in Berlin ohne Konzession
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540942/9050f1c2ec.html

    Tagesspiegel – 20.2.2024: Uber, Bolt und Co.: Jedes fünfte vermittelte Auto in Berlin fährt illegal
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540943/6d11f9ed4b.html

    Tagesspiegel – 21.2.2024: Festpreise im Berliner Taxigewerbe: Verkehrssenatorin Schreiner will mehr Wettbewerb mit Mietwagenfirmen
    https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540944/a8ed974447.html

    Meldung als PDF: https://te18d76fe.emailsys1a.net/c/48/7319414/8476/0/37362141/1313/540928/a87f6410ee.html

    #Berlin #Taxi #Uber #Taxitarif #Politik

  • Mindestens jedes fünfte in Berlin buchbare Auto fährt ohne Konzession | rbb24
    https://www.rbb24.de/wirtschaft/beitrag/2024/02/berlin-autos-ohne-konzession-uber-bolt-freenow-gefahren.html

    20.2.2024 von J. Göbel und S. Adamek - In Berlin sind mindestens 1.000 Autos ohne Konzession über Plattformen wie Uber, Bolt und Freenow buchbar. Die Kontrollbehörde spricht von „organisierter Kriminalität“. Die Verbraucherzentrale warnt vor Gefahren für die Fahrgäste.

    Die Fahrt vom Checkpoint Charlie zum Alex kostet mit 3,10 Euro weniger als ein BVG-Einzelfahrausweis. Doch das per App bestellte Auto hat keine Konzession. Der Fahrer sagt auf Nachfrage, er habe davon keine Ahnung, er fahre für ein Subunternehmen.

    Wer Touren über Plattformen wie Uber, Bolt oder Freenow bestellt, läuft Gefahr, in ein illegales Fahrzeug einzusteigen. Sie vermitteln Fahrten mit sogenannten Mietwagenfirmen, denen die Autos gehören.

    In Berlin hat nach Informationen von rbb24 Recherche mindestens jedes fünfte solcher Autos keine Genehmigung, bei rund 4.500 gültigen Fahrzeug-Konzessionen in Berlin (Stand: Januar 2024). Das bestätigt auch das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo). Branchenkenner rechnen mit einer noch viel größeren Dunkelziffer.

    Gefahren für die Fahrgäste

    So erklärt der verkehrspolitische Sprecher der Berliner SPD-Fraktion Tino Schopf, er gehe von mindestens 2.000 Fahrzeugen aus, die ohne Konzession unterwegs sind. Auch Alexander Mönch, Präsident der Plattform Freenow in Deutschland und Österreich, hält diese Schätzung nicht für abwegig: „Ich kann selbst nicht ausschließen“, so Mönch im rbb-Interview, „dass illegale Fahrzeuge über unsere Plattform vermittelt werden.“

    rbb|24-Recherche hat Firmen ausfindig gemacht, die gar nicht existieren und in Berlin dennoch über Apps wie Uber, Bolt und Freenow vermittelt werden. Darunter waren Firmen, die im Handelsregister längst gelöscht sind, aber trotzdem weiter Fahrten von den Plattformen annehmen. Bei Besuchen an den angeblichen Firmensitzen war niemand anzutreffen. Anfragen blieben unbeantwortet.

    Einige Firmen, die in Berlin Fahrgäste befördern, sind nicht auffindbar. Die Fahrt mit Mietwagen ohne Konzession birgt auch Gefahren für die Fahrgäste, warnt Simon Götze von der Verbraucherzentrale. Demnach können Passagiere nicht sicher sein, ob der Fahrer die Tauglichkeitsprüfung der Industrie- und Handelskammer (IHK) absolviert hat, ob das Unternehmen überhaupt juristisch existiere und ob das KfZ versichert sei. „Denn wenn es gewerblich genutzt wird, muss eine gewerbliche Versicherung abgeschlossen werden“, so Götze. Wenn die dahinterstehende Firma nicht existiere, sei die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass diese Versicherungsbeiträge nicht bezahlt wurden – mit gravierenden Folgen für die Fahrgäste: „Dann besteht auch kein Versicherungsschutz für das Fahrzeug und dann auch für die Insassen nicht.“

    Behördenleiter spricht von organisierter Kriminalität

    Ob das jeweilige Auto zugelassen ist, erkennen Fahrgäste weder beim Bestellvorgang noch während der Fahrt. Als Indiz dient lediglich ein blaues Schild mit einer vierstelligen Nummer an der Heckscheibe – die Konzessionsnummer. Aber die würden manchmal von den Mietwagenfirmen sogar gefälscht, sagt der zuständige Referatsleiter im Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, Günter Schwarz „Wir gehen hier von organisierter Kriminalität aus.“

    Das ewige Hin und Her mit den Listen

    Die Zahl der Mietwagen, die von Uber, Bolt und Freenow Fahraufträge in Berlin vermittelt bekommen, hat sich in den zurückliegenden zehn Jahren verdreifacht. Bisher ist es nicht gelungen, die illegal operierenden Firmen herauszufiltern. Das Problem ist der mangelnde Datenabgleich zwischen den Mobilitäts-Apps und der Aufsichtsbehörde Labo. Dem standen angeblich bisher Datenschutzbedenken und eine fehlende gesetzliche Handhabe entgegen.

    Doch inzwischen kommt Bewegung in die Sache. Während Marktführer Uber sich auf rbb-Anfrage weiter bedeckt hält und von einem engen Austausch mit dem Labo spricht, sind Bolt und Freenow inzwischen zu einem Datenaustausch bereit. „Freenow setzt sich seit längerem aktiv dafür ein, dass die Bestandsunternehmen vom Labo überprüft werden“, sagt der Präsident des Unternehmens Alexander Mönch. Um Wettbewerbsgleichheit zwischen den Plattformen zu gewährleisten, brauche es einen Stichtag, an dem alle ihre Daten abgleichen. Dann wäre die Branche innerhalb kurzer Zeit sauber, sagt Mönch. Günter Schwarz vom Labo bestätigt die Bemühungen einzelner Plattformen, man müsse allerdings mit allen Plattformbetreibern eine gemeinsame Lösung finden. „Das machen wir jetzt seit zwei Jahren und tasten uns Schritt für Schritt voran“. Schwarz stellt eine Lösung im Laufe des Jahres in Aussicht.

    Kritik an der Zulassungsbehörde

    Der SPD-Abgeordnete Tino Schopf warnt seit Jahren vor kriminellen Verwerfungen in der Branche. Aus seiner Sicht ist die Berliner Behörde sogar mitverantwortlich. „Hätte die Genehmigungs- und Aufsichtsbehörde Labo von Anfang an vernünftig gearbeitet, dann hätten wir diese mafiösen Strukturen nicht.“

    Im Dezember 2023 hatte er Akteneinsicht für 38 Mietwagenfirmen erwirkt und wie er sagt, unhaltbare Zustände vorgefunden. „Wir sind vor Ort die Akten im Einzelnen durchgegangen und haben gravierende Mängel gefunden.“ Bei etwa der Hälfte der Firmen hätten Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden müssen. Bei weiteren würden Konzessionen widerrufen oder nicht verlängert. Ein Teil der Konzessionen hätte gar nicht erteilt werden dürfen, habe man dem Abgeordneten bei dem Termin gesagt.

    Günter Schwarz vom Labo räumt gegenüber dem rbb selbstkritisch ein, man sei „im Laufe der Zeit zu der Erkenntnis gekommen, dass man tiefer prüfen kann und auch muss.“ Denn die eingereichten Unterlagen stimmten nicht immer, es seien auch Fälschungen dabei. Mittlerweile habe man ein eigenes Sachgebiet für das Mietwagengeschäft mit sieben Mitarbeitenden eingerichtet. Eine direkte Prüfung bei den Plattformen sei allerdings auch weiterhin gesetzlich nicht möglich, wenn diese die Kooperation verweigerten, so Schwarz.

    Ohne fairen Wettbewerb keine Zukunft

    Wenn sich die illegalen Strukturen in der Mietwagenbranche weiter verfestigten und keine fairen Geschäftsbedingungen durchsetzbar seien, sagt Alexander Mönch von Freenow, sehe er für sein Unternehmen in dem Bereich keine Zukunft. „Wir haben die Expansion längst gestoppt. Wir haben sämtliche Investitionen, die wir in die Mietwagen gegeben haben, schon letztes Jahr komplett auf Taxi umgelenkt.“

    Freenow wollte gern alle Formen der Mobilität anbieten, deshalb sei man vor Jahren in den Bereich Mietwagen eingestiegen. „Doch je mehr wir über dieses Geschäftsmodell erfahren, desto kritischer sehen wir das.“ Dieses Geschäftsmodell überlebe eigentlich nur entweder durch Zusatzzahlungen der Plattformen an die Mietwagenfirmen, um die Niedrigpreise aufzuwiegen - oder indem „sich illegale Strukturen herausbilden“.

    SO FUNKTIONIERT DAS SYSTEM

    In Deutschland vermitteln Plattformen wie zum Beispiel Uber, Bolt und Freenow die Fahraufträge nicht direkt an einzelne Fahrer, sondern an sogenannte Mietwagen-Unternehmen. Ihnen gehören die Autos und bei ihnen sind die Fahrer angestellt. Sie melden sich bei den Plattformen an, benötigen vorher jedoch eine Konzession der jeweiligen Kommune. In Berlin ist das Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) für die Genehmigung und für die laufenden Kontrollen zuständig.

    Es prüft vor Erteilung einer Genehmigung unter anderem die finanzielle Leistungsfähigkeit des Mietwagenunternehmens, sowie die fachliche Eignung und persönliche Zuverlässigkeit der Geschäftsführung. Außerdem wird der Firmensitz, die Zahl der Stellplätze und die ordnungsgemäße Zulassung der Fahrzeuge geprüft. Ein halbes Jahr nach der ersten Konzessionserteilung und später bei einer Verlängerung werden die Firmen erneut überprüft. Außerdem erfolgen Prüfungen bei einem Wechsel der Geschäftsführung oder des Firmensitzes. 2024 gab es 4.498 gültige Fahrzeug-Konzessionen in Berlin.

    #Berlin #Uber #Bolt #Freenow #Taxi #Schwarzarbeit

  • Taxis gegen die Uber-Macht
    https://www.nd-aktuell.de/artikel/1179954.berlinale-taxis-gegen-die-uber-macht.html

    Was für ein Quatsch, natürlich soll das Gros der Berlinalebesucher mit dem Taxi und nicht mit Autos unter Kontrolle des US-Lohndumping-Konzerns fahren. Aber ein bischen Glamour und Blingbling müssen schon sein, mit Maybach und Rolls in black . So ist der Code, zu kurzes Röckchen für Februar steigt aus zu schwerer Limousine, alles nur gemietet und unverzichtbar fürs Blitzlichgewitter der internationalen Yellow-Press. Man könnte natürlich alle Cuba-Taxis mit Baujahr <= 1959 zur Berlinale importieren und die Inselbewohner dafür mit der VW-Überschußproduktion entschädigen, käme sicher gut an und würde den Zustand auch des hiesigen ÖPNV aus Benutzersicht gut darstellen.

    Eine Frage sei erlaubt : Wieso hat die Linke in den letzten Jahren ihrer Regierungsbeteiligung in Berlin nicht dafür gesorgt, dass die Lohndumper ausgemerzt werden? Es wäre ein Leichtes gewesen, hätte man sich getraut. Hat man aber nicht und macht jetzt aus der Opposition dumme Vorschläge. Schämt Euch Genossen !

    12.2.2024 von Patrick Volknant - Die Berliner Linke will das Taxigewerbe zum alleinigen Fahrdienstleister der Berlinale machen – statt US-Konzern Uber.

    Wenn in wenigen Tagen die Berlinale eröffnet, wird es auch Gelegenheit für Uber sein, sich von seiner besten Seite zu zeigen. Wie schon 2023 fungiert das US-Unternehmen als einer der Hauptpartner bei der 74. Ausgabe des renommierten Filmfestivals. In Wasserstoffautos will Uber die internationale Prominenz von A nach B karren, Glamour und Nachhaltigkeit sollen Vorwürfe des Lohndumpings und der Schwarzarbeit überstrahlen.

    »Das Zeichen, das die Berlinale-Leitung damit sendet, ist höchst problematisch«, sagt Kristian Ronneburg. Der verkehrspolitische Sprecher der Linken im Abgeordnetenhaus kritisiert gegenüber »nd« die »unlauteren Methoden«, mit denen Uber dem Berliner Taxiwesen zusetze. In einer aktuellen Beschlussempfehlung fordert die Linksfraktion den schwarz-roten Senat zum Handeln auf. Er soll darauf hinwirken, dass der Berlinale-Fahrdienst ab 2025 ausschließlich an das Berliner Taxigewerbe geht.

    Uber stehe für Rechtsverstöße, begründet Ronneburg den Antrag. Er spricht von einer »Kannibalisierung des Taxiverkehrs«: Etliche Fälle seien belegt, in denen der Konzern Subunternehmen beauftragt habe, die Mindestlohn-Standards verletzen. Gerade erst habe der Senat die Fördermittel für die Berlinale um 2 Millionen Euro aufgestockt. »Das sollte für die Berlinale Anlass genug sein, um umgekehrt keine Mietwagenvermittler zu unterstützen«, befindet der Linke-Abgeordnete.

    Insgesamt 65 Wasserstoff-Limousinen und 15 elektrische Kleinbusse sind im vergangenen Jahr auf der Berlinale zum Einsatz gekommen – ein Anspruch, dem sich die Berliner Taxi-Innung durchaus gewachsen sieht. »Wenn das Taxigewerbe so ein Weltereignis unterstützen dürfte, wäre das weltweit einzigartig«, sagt deren Vorsitzender Leszek Nadolski zu »nd«. Mit der aktuellen Festivalleitung habe es bereits Gespräche gegeben; wie Uber wolle man auf Elektroantrieb setzen. Auch an die im April nachfolgende Berlinale-Chefin Tricia Tuttle wolle man den Vorschlag herantragen.

    Wie schon im vergangenen Jahr haben Taxifahrer*innen vor, gegen den Sponsorendeal mit Uber zu protestieren. »Uber ist aus unserer Sicht ein starker Unterstützer für Schwarzarbeit in Berlin«, sagt Nadolski. Das sei mehr als nur die Einschätzung eines Taxilobbyisten: »Da können Sie auch den Zoll fragen.« Das Hauptzollamt Berlin berichtete in der Vergangenheit von Fahrer*innen entsprechender Subunternehmen, denen unter anderem Sozialleistungen vorenthalten wurden.

    Im Gegensatz zu anderen internationalen Metropolen konnte Uber sein ursprüngliches Geschäftsmodell in Berlin nicht durchsetzen. Das in Deutschland vergleichsweise strenge Personenbeförderungsgesetz zwang den Konzern, seine Geschäftsbedingungen anzupassen. Während Ubers Modell in anderen Ländern darauf basiert, dass Privatpersonen die Dienstleistung anbieten, vermittelt die App hierzulande Selbstständige oder Fahrer*innen, die bei Kleinunternehmen angestellt sind. In der Theorie gehen damit einige Einschränkungen einher.

    Mittlerweile geht Uber in der deutschen Hauptstadt in die Offensive. Jüngstes Beispiel sind die wirksamen Sponsoring-Deals rund um die Mercedes-Benz- und künftige Uber-Arena in Friedrichshain. »Die Umbenennung ist eine klare Kampfansage«, stellt Ronneburg fest. Bei Werbeabkommen im privaten Bereich habe der Senat zwar keinen Einfluss. Anders jedoch bei der Umsetzung der 2021 in Kraft getretenen Änderung des Personenbeförderungsgesetzes durch den Bund.

    »In Berlin müssen wir jetzt sehen, wie wir das umsetzen«, sagt Ronneburg. Auf lange Sicht gehe es darum, die öffentliche Daseinsvorsorge gegen Geschäftsmodelle wie das von Uber zu verteidigen, feste Preisrahmen für Verbindungen festzulegen und soziale Standards sicherzustellen. »Viele Länder haben Angst vor einem großen Rechtsstreit. Weil wir am meisten betroffen sind, schaut jetzt alles auf Berlin.«

    Uber selbst kann den Vorstoß der Linken nicht nachvollziehen. »Mit unserem Engagement bei der Berlinale unterstützen wir die Kultur- und Filmszene in der Hauptstadt«, teilt das Unternehmen »nd« mit. Für Uber habe gesetzeskonformes Handeln »oberste Priorität«. Dies gelte auch für die Partner, mit denen man kooperiere. »Sofern sie sich nicht an die Regeln halten und wir davon Kenntnis erlangen, ziehen wir entsprechende Konsequenzen, bis hin zu einer Sperrung auf unserer Plattform.« Der Berlinale-Veranstalter ließ eine Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

    #Uber #Berlin #Politik #Die_Linke #Berlinale #Arbeit